Vize des UN-Landwirtschaftsfonds: Mehr Hilfe für Kleinbauern nötig

Vize des UN-Landwirtschaftsfonds: Mehr Hilfe für Kleinbauern nötig
26.06.2022
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Frankfurt a.M. (epd). Zum Auftakt des G7-Gipfels ruft der Vizepräsident des UN-Landwirtschaftsfonds (Ifad), Dominik Ziller, zu mehr Hilfe für Kleinbauern bei der Anpassung an den Klimawandel auf. Weniger als zwei Prozent der dafür verfügbaren Mittel gingen an Kleinbäuerinnen und -bauern, sagte Ziller dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei erzeugten sie etwa 30 Prozent der weltweiten Lebensmittel und spielten insbesondere in ärmeren Ländern eine zentrale Rolle bei der Ernährung der Bevölkerung. „Extremwettereignisse wie Dürren, Starkregen oder Überschwemmungen vernichten immer häufiger die Ernte“, sagte Ziller. Den lokalen Produzentinnen und Produzenten müsse bei dem Umstieg auf widerstandsfähige Anbauweisen geholfen werden, etwa indem dürreresistentes Saatgut stärker eingesetzt werde.

Das wäre auch ein Beitrag, um Entwicklungsländer von Lebensmittelimporten unabhängiger zu machen, sagte Ziller. Schon während der Corona-Pandemie sei deutlich geworden, wie fragil die Lieferketten seien. Jetzt gebe es wegen der russischen Blockade der Ausfuhr von Weizen aus der Ukraine und der gestiegenen Lebensmittelpreise Engpässe. „Die Abhängigkeit muss langfristig reduziert werden.“ Dafür müsse auch der Speiseplan stärker auf heimische Produkte ausgerichtet werden. „Wenn ich Reis oder Mais habe, muss ich nicht unbedingt in dem Maße Weizen importieren.“ Subventionierte Lebensmittelexporte aus Industrieländern hingegen seien heute weniger ein Problem als noch vor 30 Jahren.

Ziller sprach mit Blick auf den Anstieg des weltweiten Hungers von einer „wirklich dramatischen Situation“. Der UN-Vertreter appellierte an die G7-Staaten nicht beim Entwicklungsetat zu kürzen. „Das halte ich nicht für verantwortlich.“ Mit dem Sondervermögen für die Bundeswehr über 100 Milliarden Euro habe man gesehen, dass es in einer Krise möglich sei, deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen.

Bis Dienstag kommen die Regierungschefs der G7-Staaten auf Schloss Elmau in Bayern zusammen. Die globale Hungerkrise sowie der Klimawandel sind Schwerpunkte des Treffens der sieben wichtigsten demokratischen Industriestaaten. In vielen Ländern spitzt sich derzeit die Ernährungskrise zu. Dafür verantwortlich sind unter anderem Konflikte, hohe Lebensmittelpreise und die Klimakrise. Der russische Angriff auf die Ukraine sorgt für zusätzlichen Druck, etwa weil Russland die Ausfuhr von Weizen blockiert und die Energiepreise steigen.