Kirchliche Hilfswerke: Ostafrika bereits mitten in einer Hungersnot

Kirchliche Hilfswerke: Ostafrika bereits mitten in einer Hungersnot

Freiburg, Berlin (epd). Angesichts der sich zuspitzenden Hungersnot in Ostafrika schlagen Hilfsorganisationen Alarm. Ostafrika erlebe eine historische Dürre, die schlimmste seit 40 Jahren, erklärten Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International am Mittwoch. Hunderttausende Ziegen und Schafe seien der Trockenheit bereits zum Opfer gefallen, die Ernten seien verdorrt, die Menschen hätten jegliche Einkommensgrundlagen verloren. Deshalb stellen die beiden kirchlichen Hilfswerke den Hunger in der Region in den Mittelpunkt ihrer Sommeraktion „Die größte Katastrophe ist das Vergessen“ und rufen zu Spenden auf.

„Schon jetzt sterben Menschen in Somalia und Kenia an Hunger“, sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas International. „Die Folgen des Krieges in der Ukraine erschweren die Nothilfe, weil unter anderem die Nahrungsmittelpreise stark angezogen haben.“ Bereits etwa 82 Millionen Menschen litten nach Angaben des Welternährungsprogramms in Ostafrika an Hunger, erklärten die Organisationen. Allein in Äthiopien benötigten fast 26 Millionen Menschen unmittelbar Hilfe, und in Somalia hätten etwa 700.000 Menschen aufgrund der Dürre ihre Heimatdörfer verlassen und sich in Camps am Rande der Hauptstadt Mogadischu niedergelassen.

Der Krieg in der Ukraine erschwere weiter die Bemühungen. Doch Warnungen vor künftigen Hungerkrisen durch ausbleibende Getreidelieferungen aus der Ukraine verlagerten das Problem in die Zukunft und ignorierten die aktuell dramatische Lage, betonte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Ein Blick auf den humanitären Bedarf der betroffenen Länder mache das deutlich: Von 1,4 Milliarden Dollar benötigter Nothilfegelder für Somalia stünden lediglich 260 Millionen (18 Prozent) zur Verfügung, in Kenia seien es von 181 Millionen Dollar erst 27 Millionen (19 Prozent). „Viele Staaten leiten ihre Mittel in die Ukraine um, das ist so verständlich wie fatal für Ostafrika“, sagte Keßler. „Die kommenden sechs Monate aber entscheiden, ob eine Hungerkrise katastrophalen Ausmaßes noch abzuwenden ist.“