Mit Beschlüssen zu Klimaschutz und mehr Beteiligung von Jugendlichen ist am Mittwoch die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen zu Ende gegangen, die sich nach zwei Jahren Corona-Pandemie wieder in Präsenz in Bielefeld traf. Die viertgrößte deutsche Landeskirche forderte am letzten Tag der viertägigen Beratungen außerdem eine humane Asylpolitik und die Gleichbehandlung von Flüchtlingen aus der Ukraine und aus anderen Ländern. Erstmals in ihrer Geschichte beschloss die Landessynode die Fusion zweier Kirchenkreise.
Um bis zum Jahr 2040 als gesamte Kirche klimaneutral zu werden, sollen die 27 westfälischen Kirchenkreise mit insgesamt 454 Gemeinden künftig mindestens vier Prozent der Kirchensteuerzuweisungen für Klimaschutzmaßnahmen verwenden. Klimamanager sollen die Gemeinden bei der Verringerung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen beraten.
Kirche fordert mehr Rechte für Geflüchtete
Mit Nachdruck forderte das Kirchenparlament die Abschaffung des sogenannten Asylstufenplans sowie von Kettenduldungen. Zudem müssten Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern die gleichen Möglichkeiten und Rechte haben wie ukrainische Kriegsflüchtlinge. "Es darf keine Geflüchteten erster und zweiter Klasse geben", sagte die leitende Theologin der Landeskirche, Annette Kurschus, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Kurschus erneuerte zugleich ihre Kritik am Moskauer Patriarchen Kyrill, der als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt. "Ich finde wirklich gotteslästerlich, was er tut", sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Kyrill rechtfertige den Angriffskrieg auf die Ukraine als Gottes Willen und spanne Gott damit "vor seinen eigenen politischen und religiösen Karren". Zugleich will Kurschus aber "jede Brücke nutzen", um mit der russisch-orthodoxen Kirche im Dialog zu bleiben. Es gebe zahlreiche Priester, die sich deutlich gegen Kyrill stellten. "Wir würden ihnen bitter unrecht tun, wenn wir den Kontakt abbrechen."
Neue Richtlinien für Kirchenleitungen
Als ein Schritt zu mehr Generationengerechtigkeit müssen künftig in allen Leitungsgremien von Gemeinden, Kirchenkreisen und Landeskirche auch junge Leute unter 27 sitzen. Dieser Beschluss verändere die Kirchenkultur und "würde auch der Gesellschaft insgesamt guttun", sagte der oberste Jurist der westfälischen Kirche, Arne Kupke. Bislang sind nur in jeder vierten Gemeindeleitung junge Leute vertreten. Das neue Gesetz gilt zunächst für eine "Erprobungszeit" bis zum Jahr 2032.
Als historisch bezeichnete der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter die am Donnerstagabend gefällte Synoden-Entscheidung zur Fusion der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein zum 1. Januar 2023. Erstmals musste die Landessynode über einen solchen Zusammenschluss befinden, weil drei der 33 Gemeinden gegen die Fusion gestimmt hatten.
Die westfälische Kirche mit ihren knapp 2,1 Millionen Mitgliedern hat dann künftig 26 Kirchenkreise. Der Kirchenkreis Wittgenstein hat aktuell rund 30.000 Mitglieder, der Kirchenkreise Siegen 107.000. Der Name des neu gebildeten Kirchenkreises steht noch nicht fest. Hintergrund der Fusion ist der Mitglieder- und Einnahmeschwund.