Bielefeld (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, will „jede Brücke nutzen“, um trotz der Rechtfertigung des Ukraine-Krieges durch Patriarch Kyrill mit der russisch-orthodoxen Kirche im Dialog zu bleiben. Jede Bemühung sei gerechtfertigt, sagte sie am Mittwoch in Bielefeld. Die EKD habe Kontakt zur russisch-orthodoxen Kirche per Telefon und E-Mail. Es gebe in der russischen Orthodoxie zahlreiche Priester, die sich deutlich gegen den Moskauer Patriarchen Kyrill stellten. „Wir würden ihnen bitter unrecht tun, wenn wir den Kontakt abbrechen.“
Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe, zu der auch eine russisch-orthodoxe Delegation eingeladen ist, werde ein „Prüfpunkt“ werden, erwartet die EKD-Ratsvorsitzende, die auch leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen ist.
Ihr sei bewusst, dass dies „viele Reizpunkte“ biete. Einige evangelische Theologen und kirchennahe Politiker hatten wegen der Parteinahme für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine gefordert, die russisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats aus dem Weltkirchenrat auszuschließen.
Kurschus erneuerte zugleich ihre Kritik an Kyrill, der als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt. „Ich finde wirklich gotteslästerlich, was er tut“, sagte sie. Kyrill rechtfertige den Angriffskrieg auf die Ukraine als Gottes Willen und spanne Gott damit „vor seinen eigenen politischen und religiösen Karren“.