Rom, Berlin (epd). Papst Franziskus will sich nicht zu einer Entscheidung über das Rücktrittsgesuch des Kölner Erzbischofs Kardinal Rainer Maria Woelki drängen lassen. Er warte, bis es keinen Druck mehr gebe, um zu entscheiden, sagte der Papst europäischen Kulturzeitschriften des Jesuitenordens in einem am Dienstag veröffentlichten Interview. „Die Tatsache, dass es unterschiedliche Standpunkte gibt, ist in Ordnung. Das Problem ist, wenn Druck entsteht. Das hilft aber nicht.“
Der Kölner Erzbischof Woelki war wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum heftig in die Kritik geraten. Der Papst hatte im vergangenen Jahr Gutachter in die Diözese geschickt, um die Situation dort zu evaluieren. Anschließend hatte er Woelki eine sechsmonatige Auszeit verordnet, die Anfang März endete.
Der Papst sagte, er habe dies getan, damit sich die Dinge beruhigten und er klarer sehen könne. Als Woelki zurückgekommen sei, habe er ihn gebeten, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. „Er tat dies und gab es mir.“ Er habe Woelki an seinem Platz gelassen, um zu sehen, was passieren würde. „Aber ich habe sein Rücktrittsgesuch in der Hand.“ Es gebe viele Gruppen, die Druck machten, aber unter Druck sei es nicht möglich zu entscheiden, argumentierte das katholische Kirchenoberhaupt.
Franziskus sagte, er ziehe eine finanzielle Visitation im Erzbistum in Erwägung. Denn es gebe auch ein wirtschaftliches Problem.
Doch sei er davon überzeugt, dass Köln nicht die einzige Diözese in der Welt sei, in der es Konflikte gebe. Er behandle sie wie jede andere Diözese in der Welt, die Konflikte erlebe. „Es gibt viele solche Diözesen.“