Hannover (epd). Angesichts des Krieges in der Ukraine haben Kirchenvertreter die hoffnungsstiftende Botschaft des Pfingstfestes betont. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte, von Pfingsten gehe in diesem Jahr eine besondere Kraft aus. Der Geist Gottes habe das Potenzial, die Welt zu verändern. Mitten im Tohuwabohu von Krieg und brutaler Gewalt beflügele er zu Verständigung und Versöhnung, schrieb die westfälische Präses in ihrer Pfingstbotschaft. Diese Verheißung sei ein tragfähiger Grund, gemeinsam christliche Verantwortung zu übernehmen.
Nach Überzeugung des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm kann Gottes Geist das Unmögliche möglich machen. Er habe die Hoffnung, dass auch dort, wo jetzt - wie in der Ukraine - der Tod zu regieren scheine, am Ende das Leben siegen werde, schrieb der frühere EKD-Ratsvorsitzende in seiner Pfingstbotschaft: „Dass die Waffen im Donbass endlich schweigen. Dass das Sterben der jungen Männer, die dort kämpfen, endlich aufhört. Dass ihre Mütter und Väter endlich keine Tränen mehr um sie weinen müssen.“ Die Menschen sollten daher nicht aufhören, mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu rechnen.
Pfingsten ist nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. Der Name geht auf das griechische Wort „pentekoste“ (der fünfzigste) zurück, weil das Pfingstfest seit Ende des vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. In Erinnerung an die Ausgießung des Heiligen Geistes wird Pfingsten auch als „Geburtstag der Kirche“ und Beginn der weltweiten Mission verstanden.
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, bezeichnete Pfingsten als „das große Hoffnungsfest“. „Ich bin voller Hoffnung, weil ich mit der Kraft des Geistes Gottes rechne“, schrieb er in einem am Freitag verbreiteten Gastbeitrag für die digitale Sonntagsausgabe der „Rheinischen Post“.
„Wenn wir an einem keinen Mangel haben, dann sind es Krisen“, betonte Latzel. Aber das Pfingstfest mache deutlich: „Gott mischt sich ein in unsere Krisen. Gottes Geist entfacht in uns Feuer“ und verändere die Menschen. „Ich habe keine einfachen Antworten auf die vielen, schwierigen Fragen, die uns im Blick auf die Zukunft umtreiben“, schrieb er. „Aber ich habe Hoffnung, weil Gottes Geist meinen Blick weitet: weg von meinen, von unseren begrenzten Möglichkeiten - hin zu den Wundern, die Gott selbst in uns wirkt.“
Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck warb zu Pfingsten für ein intensiveres Miteinander der christlichen Kirchen. „Wie wäre es, unsere unterschiedlichen christlichen Konfessionen nicht mehr als reine Gegenkulturen zu verstehen, sondern sie komplementär, also sich ergänzend zu denken?“, fragte der Ruhrbischof. Wenn die Christen ihre konfessionellen Ängste überwänden, geschehe „kein Identitätsverlust, sondern eine Verwirklichung des zentralen Geheimnisses unseres Glaubens: nämlich österliche Verwandlung“. Gerade in Zeiten von Kriegen und Auseinandersetzungen sei einer der wichtigsten Beiträge der Christen, zu einem geschwisterlichen Zusammenleben beizutragen.