Berlin, Agadez (epd). Tausende Migranten werden laut „Ärzte ohne Grenzen“ aus Libyen und Algerien abgeschoben und in der Wüste in Niger sich selbst überlassen. Unter ihnen seien Schwerverletzte, Überlebende sexualisierter Gewalt und schwer traumatisierte Menschen, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin. Während ihrer Vertreibung aus Algerien und Libyen gingen die Migrantinnen und Migranten durch die Hölle, erklärte der Landeskoordinator von „Ärzte ohne Grenzen“, Jamal Mrrouch. Das belegten die Aussagen der Menschen und ihr physischer und psychischer Zustand, wenn sie von Mitarbeitenden der Hilfsorganisation behandelt würden.
Die Region um Agadez im Niger ist ein Drehkreuz für Menschen aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, von wo sie sich aufmachen in Richtung Norden. Dort stranden „Ärzte ohne Grenzen“ zufolge auch diejenigen, die aus Libyen und Algerien gedrängt wurden. Allein in diesem Jahr hätten die Helferinnen und Helfer mehr als 14.000 Frauen, Männer und Kinder registriert, die diesem Schicksal ausgesetzt waren.
„Aufgrund von Initiativen der Europäischen Union zur Eindämmung der Migration ist die Migrationsroute immer gefährlicher geworden“, erläuterte die politische Referentin der Organisation, Marie von Manteuffel. „Migrant:innen sind gezwungen, äußerst gefährliche Wege durch die Wüste zu nutzen, um die Grenzkontrollen zu umgehen. Dadurch steigt ihre gefährliche Ausbeutung.“ Die regionalen Behörden und ihre Partner müssten Lösungen für das Leid der Migrantinnen und Migranten finden, forderte „Ärzte ohne Grenzen“.