Berlin (epd). Durch die Corona-Pandemie und schnell steigende Lebenshaltungskosten geraten immer mehr Menschen in finanzielle Not. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
„Es kommen immer mehr Menschen, die ihre Miete und Stromkosten nicht mehr zahlen können“, sagte Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Pandemie und Inflation seien deutlich zu spüren. Mehr als die Hälfte der befragten Beratungsstellen nannte demnach zwischen zehn und 30 Prozent mehr Anfragen im Vergleich zum Sommer 2021.
Die Wohlfahrtsverbände wie Diakonie, Caritas, AWO und Paritätischer als Träger vieler Schuldnerberatungsstellen fordern deshalb ein Recht auf kostenlose Beratung für alle. Bislang ist die Schuldnerberatung nur für Menschen kostenlos, die Sozialleistungen beziehen.
Betroffen seien vor allem Menschen, die besonders anfällig seien, weil sie meist kein finanzielles Polster haben, wie etwa Geringverdiener, Rentnerinnen, Solo-Selbstständige und Studierende, sagte Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Kommunen sollten deshalb verpflichtet werden, Schuldnerberatung kostenlos vorzuhalten. „Die öffentliche Hand würde davon profitieren, denn die enormen sozialen Folgekosten blieben aus“, betonte Loheide.
Insgesamt beteiligten sich an der Umfrage den Angaben zufolge 462 Beratungsstellen. Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungen in Deutschland.