Stuttgart (epd). Thomas de Maizière, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg im Jahr 2023, hat sein Unverständnis über die anhaltende Trennung beim Abendmahl geäußert. Obwohl Protestanten und Katholiken bei den Einsetzungsworten im Deutschen exakt dieselben Worte verwendeten, gebe es weiterhin Hürden, beklagte der frühere CDU-Bundesminister am Samstag auf dem Stuttgarter Katholikentag unter anhaltendem Applaus.
Die theologischen Gräben in der Abendmahlsfrage zu durchdringen, sei für viele gläubige Christen eine Zumutung, fügte de Maizière in der Auslegung eines Textes aus der biblischen Apostelgeschichte hinzu. Die Aufhebung der Trennung am Tisch des Herrn dürfe keine Sehnsucht bleiben, sondern „muss ein Auftrag sein“. Die Kirchen müssten sich jetzt auf eine gemeinschaftliche Praxis einigen.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sprach de Maizière von einem moralischen Dilemma: „Wir machen uns in jedem Fall schuldig.“ Er selbst trete für Waffenlieferungen an die Ukraine und damit für einen „Frieden in Freiheit“ statt eines „toten Friedens“ ein, auch wenn dies Opfer bedeute, auch „Kampf und auch Tod“. Er spreche auch lieber von „Konfliktethik“ als von einer „Friedensethik“.
Der an diesem Sonntag zu Ende gehende 102. Deutsche Katholikentag steht unter dem Motto „Leben teilen“. Zu dem am Mittwochabend eröffneten Christentreffen haben sich laut Veranstaltern rund 25.000 Menschen angemeldet.