Stuttgart (epd). Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat eine „neue Kultur der Geschwisterlichkeit“ in der katholischen Kirche gefordert. „Wir wollen zu schnellen, konkreten und nachhaltigen Reformen kommen“, sagte Stetter-Karp am Dienstag in Stuttgart vor der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung des ZdK. Die große Mehrheit der Katholiken stehe hinter dem ZdK, äußerte die Präsidentin.
Vizepräsident Thomas Söding nannte den Synodalen Weg, der sich um Reformen in der katholischen Kirche bemüht, eine Erfolgsgeschichte. Das ZdK sei dabei „Ideenschmiede und Lokomotive“, die katholische Deutsche Bischofskonferenz sei offen für eine nachhaltige Form der Zusammenarbeit. Es brauche beispielsweise ein neues Priesterbild und eine veränderte Sexualmoral, um sexuellem Missbrauch wirksamer zu begegnen, betonte Söding.
Vizepräsident Wolfgang Klose räumte ein, dass die Kirche für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in ihren Reihen Verbündete in Gesellschaft und Politik benötige. „Kirche kann und schafft es nicht allein“. Weitere Gutachten seien nicht mehr erforderlich, um die Notwendigkeit zu erkennen, dass Strukturen der Kirche verändert werden müssten.
Vizepräsidentin Claudia Nothelle berichtete, dass der Synodale Weg international kontrovers wahrgenommen werde. Bischöfe aus den USA, Polen und Skandinavien hätten sich an deutsche Bischöfe mit Kritik an dieser Form der Beteiligung von Laien gewandt. Doch gebe es aus vielen Regionen der Welt auch großes Interesse an den Themen, die der Synodale Weg verhandele.
Die Frühjahrsvollversammlung des ZdK findet in Jahren mit einem Katholikentag traditionell vor Beginn der Großveranstaltung statt. Inhaltliche Schwerpunkte der bis Mittwochnachmittag dauernden Tagung werden neben der Situation von jungen Leuten in der Pandemie die Zukunft des Synodalen Wegs sowie die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche sein.
Der 102. Deutsche Katholikentag beginnt am Mittwochabend in Stuttgart. Er endet am Sonntag, es werden bis zu 30.000 Teilnehmer erwartet.