Stuttgart (epd). Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) lobt, dass der am Mittwoch in Stuttgart beginnende Katholikentag auch politisch ausgerichtet ist. „Das Christentum ist eine politische Religion“, sagte Kretschmann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gehe zwar auch um das persönliche Heil, letztlich aber um das Heil aller. Bei Katholiken- wie evangelischen Kirchentagen werde deutlich: „Wir Christen sind nicht für uns selber da, sondern für andere.“
Der bis Sonntag dauernde 102. Deutsche Katholikentag steht unter dem Leitwort „leben teilen“. Die Organisatoren erwarten bis zu 30.000 Besucher.
Der Grünen-Politiker Kretschmann hofft darauf, dass der Katholikentag das Ansehen der katholischen Kirche, das unter Missbrauchsskandalen gelitten hat, wieder verbessern kann. Missbrauch von Kindern sei „Verrat am Evangelium“, betonte er. Die Kirche müsse die Vorgänge aufarbeiten, Buße tun und Voraussetzungen schaffen, dass das in Zukunft nicht mehr vorkomme.
Die Zwei-Reiche-Lehre des Reformators Martin Luther (1483-1546) hat dem katholischen Politiker nach eigenen Worten wertvolle Einsichten geschenkt. Während Jesus Christus für das Reich des Glaubens Waffen abgelehnt habe und daraufhin gekreuzigt worden sei, müsse der Staat als ein „Reich von dieser Welt“ die Bürger vor Aggressionen von außen und Gefahren von innen schützen. „Deshalb habe ich mit Waffenlieferungen an die Ukraine, die ihrer Selbstverteidigung dienen, auch als christlicher Politiker kein moralisches Problem und sehe mich durch Martin Luther darin bestärkt“, sagte Kretschmann.