Bad Kreuznach (epd). Mehr als 500 Jahre nach der Reformation muss die Kirche nach den Worten der pfälzischen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ihre christliche Botschaft in verständlicher und zeitgemäßer Sprache vermitteln. Die Kirche müsse auch heute um die richtigen Worte ringen, um den Menschen „das Feuer der Reformation“ weiterzugeben, sagte Wüst am Sonntag laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript bei einem Festgottesdienst auf der Ebernburg in Bad Kreuznach. Dort, in der Zufluchtstätte mehrerer Reformatoren, fand 1522 einer der ersten Gottesdienste in deutscher Sprache statt.
Wenn die Kirche die Menschen mit ihrer Sprache erreichen wolle, sei es wichtig, ihnen zuzuhören, betonte die Kirchenpräsidentin bei der Feier in der evangelischen Tagungsstätte. Wie für den Reformator Martin Luther, der die Bibel vor einem halben Jahrtausend ins Deutsche übersetzte, bleibe die Vermittlung des göttlichen Wortes für die Kirche „eine Dolmetscheraufgabe, eine Übersetzungsleistung“, sagte Wüst.
Die gute Nachricht der Bibel dürfe nicht nur in alten Wörtern tradiert werden. Vielmehr brauche sie „Wörter, die Menschen verstehen, die Menschen erreichen, die Herzen erreichen“, sagte Wüst. Dabei gelte es im Sinne Luthers, den „Menschen aufs Maul zu schauen“, also aufmerksam dafür zu sein für das, was sie sagten, wie sie redeten und welche Sprache sie benutzten. Die Pfarrerinnen und Pfarrer seien dabei keine „Heilsagenten“, sondern Mutmacher dafür, dass sich die Menschen selbst auf die Suche nach Gott machten.