Berlin (epd). 83 Prozent der Politiker-Dienstwagen in Deutschland überschreiten nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) um mindesten 20 Prozent den CO2-Grenzwert von 95 Gramm pro Kilometer. Der durchschnittliche reale CO2-Ausstoß aller Dienstwagen liege bei 219 Gramm, sagte Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz bei der Vorstellung des diesjährigen DUH-Dienstwagen-Checks am Donnerstag in Berlin. Das sei mehr als das Doppelte des EU-weiten Grenzwertes. Die EU-Vorgabe gilt nicht für jedes einzelne Auto, sondern ist ein maximaler Durchschnittswert für alle in der EU neu verkauften Pkw in einem Jahr.
Insgesamt 205 von 247 Politikerinnen und Politikern überschritten mit ihren Wagen den EU-Flottengrenzwert deutlich. Seit 2020 gilt in der EU für Neuwagen ein Grenzwert von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Zuvor lag der Grenzwert bei 130 Gramm.
Laut Umwelthilfe erhalten nur zwei der neun abgefragten Bundesminister eine sogenannte Grüne Karte. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) hielten mit ihren klimafreundlichen Elektroautos mit 83 und 84 Gramm den CO2-Grenzwert auf der Straße ein. Schlusslicht im Kabinett sei der Dienstwagen von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) mit einem CO2-Ausstoß 330 Gramm.
Schlusslichter im Gesamtranking seien dieses Jahr erneut Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU). Sie hätten jeweils einen Audi A8 als Dienstwagen, „der schockierende 488 Gramm realen CO2-Ausstoß auf die Straße bringt“, hieß es.
Den Spitzenplatz im Gesamtranking belegt die Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) mit einem Tesla Modell 3 und einem realen CO2-Ausstoß von 59 Gramm. Als einziger Landeschef erhält Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Grüne Karte mit einem Mercedes EQS 580 4Matic und 70 Gramm Ausstoß.
Bei den 30 vergebenen Grünen Karten handele es sich ausnahmslos um Elektrofahrzeuge, sagte Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung der Umwelthilfe. Im vergangenen Jahr lag die Anzahl der Grünen Karten noch bei 16. Grundlage der Berechnung bei E-Fahrzeugen ist der vom Bundesumweltamt ermittelte CO2-Gehalt des deutschen Strommixes.
Ein neu eingeführtes „Daumen hoch“-Symbol bekommen zudem neun Spitzenpolitikerinnen und -politiker auf Bundes- und Landesebene, weil sie auf einen persönlichen Dienstwagen verzichten. Darunter sind die Staatssekretärin für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, und die Staatssekretäre im Bundeswirtschaftsministerium, Sven Giegold (Grüne) und Udo Philipp.
Saar sprach im Vergleich zum Dienstwagen-Check im Vorjahr „von kleineren Lichtblicken“. So habe sich etwa der Anteil von E-Autos unter den Dienstwagen von sieben auf 14 Prozent verdoppelt. Zugleich werde es aber höchste Zeit, dass die Politik sich von den klimaschädlichen Plug-In-Hybriden verabschiede und stattdessen von den Herstellern effiziente und funktionale E-Autos einfordere.
Laut Umwelthilfe ist bei den Plug Ins die Diskrepanz zwischen Herstellerangaben und realem CO2-Ausstoß auf der Straße gravierend. Teilweise liege er bis zu fünf Mal höher. Messungen hätten zudem ergeben, dass Hybride zu 80 Prozent im Verbrennermodus fahren.