Frankfurt a.M. (epd). Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, fordert mehr Unterstützung für Bürgerinnen und Bürger, die Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine helfen. „Es ist kein Selbstläufer, dass die Solidarität dauerhaft erhalten bleibt“, sagte die Präsidentin des katholischen Wohlfahrtsverbandes dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe politische Kräfte wie die AfD, die ein Interesse daran hätten, die Stimmung umzudrehen.
Die 63-Jährige, die im Oktober zur Caritas-Präsidentin gewählt wurde und damit die erste Frau an der Spitze des Verbandes ist, äußerte sich „begeistert, dass das Leid der Geflüchteten aus der Ukraine eine so große Solidarbereitschaft auslöst. Dass die Menschen sagen, ich nehme Flüchtlinge in meiner Wohnung auf - wer hätte das erwartet? Ich finde das grandios.“ Allerdings müssten Gastgeber unterstützt und begleitet werden. So sollte es Kontaktbörsen geben, die Flüchtlinge und für sie geeignete Familien zusammenführen. Außerdem brauche es Ombudsstellen für Fälle, in denen sich Konflikte anbahnen.
Für die Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Flüchtlinge, darunter viele Frauen, sieht Welskop-Deffaa sehr gute Chancen. Sie hänge allerdings stark von der Kinderbetreuung ab. „Wir müssen es Frauen mit Kindern ermöglichen, an Sprach- und Integrationskursen mit hohem Stundenumfang teilzunehmen. Das setzt eine Betreuung ihrer kleinen Kinder voraus.“
Dafür könnten rechtliche Ausnahmeregelungen geschaffen werden, bei denen die Gruppengröße in den Kitas für ein Jahr erhöht werden darf. Welskop-Deffaa: „Ich glaube, die Kita-Frage wird die größte Solidaritätsfrage in Bezug auf das Zusammenleben mit den Geflüchteten aus der Ukraine werden. Daran wird sich entscheiden, ob die ukrainischen Frauen schon bald Jobs annehmen können, die für sie interessant sind und die auch mit Blick auf den Fachkräftemangel der Wirtschaft helfen.“ Die Politik könne die Bereitschaft zur Solidarität fördern, indem sie bauliche Erweiterungen von Kitas ermöglicht und Geld für zusätzliches Personal bereitstellt, sagte die Caritas-Präsidentin.
Die Jobchancen für die Geflüchteten seien grundsätzlich gut: „Unser Arbeitsmarkt ist offenbar so begierig, dass die Stellenvermittlung leicht gelingen dürfte“, erklärte die Verbands-Chefin. In den regulierten Berufen müsste die Anerkennung der Abschlüsse erleichtert werden, forderte sie. „Ich bin recht zuversichtlich, dass das geschehen wird. Die ersten Signale dazu sind schon da“, zeigte sich Welskop-Deffaa optimistisch.