Die bayerische Landeskirche hat am Dienstagabend in der Münchner Matthäuskirche ihre Medienpreise verliehen. Journalismus habe die Aufgabe, starre gesellschaftliche Gräben zu überwinden und unterschiedliche Positionen im gesellschaftlichen Diskurs zu halten, sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm laut Manuskript bei dem Festakt. Journalistinnen und Journalisten bräuchten daher eine große Freiheit für ihre Recherche und Themenauswahl.
Organisationen, Parteien, und auch die Kirche müssten es aushalten, dass sie immer wieder den Finger in Wunden legen, forderte Bedford-Strohm. Nur mit der Pressefreiheit ließen sich Fehlentwicklungen erkennen und beheben. Das Gegenbeispiel eines freien Journalismus "wird uns gerade in Russland vorgeführt". Dort könnten Menschen, die sich nicht an die staatlichen Sprachregelungen halten, mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden.
Doch guter Qualitätsjournalismus hat laut Bedford-Strohm seinen Preis: Es brauche genügend Personal in den Redaktionen, mediale Vielfalt und möglichst viele unterschiedliche Ausspielkanäle. "Das alles kostet Geld. Was uns etwas wert ist, darf uns auch etwas kosten: vom Abo der Tageszeitung bis hin zu den Gebühren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk."
Präses Heinrich: Medienkompetenz wichtig
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich aus Regensburg, dankte den Journalist:innen am Dienstagabend dafür, dass sie "uns täglich durch die Flut an Informationen hindurchleiten". Dies sei gerade in einer komplexer werdenden Welt notwendig. Neben sauber recherchierenden und seriös arbeitenden Medien sei aber auch die Vermittlung von Medienkompetenz wichtig, damit bei den Nutzern "differenzierte Bilder entstehen" und "Zwischentöne wahrgenommen" werden können.
Die beiden Hauptpreise gingen an zwei Journalistinnen für ihre Beiträge in der Tageszeitung "taz" und im Magazin der "Süddeutschen Zeitung": Antje Lang-Lendorff erhielt für ihren in der "taz" erschienenen Artikel "Sabine hofft auf Omikron" 2.000 Euro. Ebenfalls 2.000 Euro gingen an Lara Fritzsche für ihren Beitrag im SZ-Magazin "Gift im Kopf". Den mit 1.000 Euro dotierten zweiten Platz belegt Björn Hayer für seinen in der "Frankfurter Rundschau" erschienenen Text "Die Logik der Konfrontation".
Nachwuchspreis an Luise Glum: "Erde an Mutter"
Mit dem Sonderpreis wurden Nora Saager von "Geo" und fünf weitere Redakteurinnen und Redakteure für den Text "Ideen für eine bessere Welt nach Corona" ausgezeichnet. Das Preisgeld von 1.000 Euro stiftet das Evangelische Siedlungswerk in Bayern genauso wie den zweimal vergebenen Nachwuchspreis mit je 1.000 Euro Preisgeld. Die Nachwuchspreise gingen an Luise Glum von der Deutschen Journalistenschule für ihren Text "Erde an Mutter", der im "Tagesspiegel" erschienen ist, und an Bruno Gaigl von der Burda-Schule/Focus für seinen Beitrag "Aufbruch in der Nacht".
Für den Nachwuchs-Sonderpreis wurde Julia Kanning von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgewählt für den Artikel "Pflegen, um zu bleiben" im Kursmagazin der Stiftung. Gestiftet wurde die Auszeichnung vom Evangelischen Presseverband für Bayern (EPV). Damit solle das "tolle Engagement eines kompletten Ausbildungskurses der Adenauer-Stiftung" gewürdigt werden, sagte EPV-Direktor Roland Gertz. "Nur eine hochwertige Ausbildung von jungen Journalistinnen und Journalisten garantiert die Zukunft von unabhängigen und fachlich fundiertem Qualitätsjournalismus für alle Ausspielkanäle."
Der Medienpreis der bayerischen Landeskirche wurde bereits zum achten Mal verliehen, der Nachwuchspreis zum zweiten Mal. Die Landeskirche will damit den Qualitätsjournalismus stärken und auf die Bedeutung einer fundierten journalistischen Ausbildung hinweisen. Diesmal gingen 120 Einsendungen ein - so viele wie noch nie. Der Wettbewerb stand heuer unter dem Titel "Gesellschaft 2.0 - Wie die Pandemie unser Miteinander verändert".