Frankfurt a.M. (epd). Zehn Tage nach ihrer Rettung haben die Geflüchteten an Bord der „Ocean Viking“ die Erlaubnis erhalten, in Italien an Land zu gehen. Das Schiff dürfe die 294 Geretteten zum Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo bringen, teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, am Mittwochabend mit. „Die Erleichterung ist riesig, aber wir wurden erneut Zeuge des Versagens der EU bei der Koordinierung der Ausschiffung.“
Derweil rettete die Besatzung der „Sea-Watch 4“ 57 Menschen im Mittelmeer, wie die gleichnamige Organisation ebenfalls am Mittwochabend mitteilte. Die Mittelmeer-Route gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 644 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Für die Flüchtlinge ebenfalls belastend sind lange Verzögerungen bei der Zuweisung von Häfen für die Rettungsschiffe. Immer wieder müssen die Geretteten tagelang und unter schwierigen Bedingungen wie Hitze, raue See und Enge an Bord ausharren, bis eine Entscheidung fällt, wo sie an Land können. Die Besatzung der „Ocean Viking“ hatte am Mittwoch erklärt, die knapp 300 Kinder, Frauen und Männer seien erschöpft und bräuchten dringend Hilfe, die ihnen an Bord nicht gegeben werden könne. Viele Flüchtlinge sind von ihrer Flucht traumatisiert oder haben medizinische Probleme.
Die „Ocean Viking“ hatte die Menschen bei mehreren Einsätzen seit Montag vergangener Woche im Mittelmeer gerettet, darunter auch 127 alleinreisende Minderjährige. Zwölf Anfragen für einen europäischen Hafen seien ohne Erfolg geblieben.