Stuttgart (epd). Drei Meter breit und etwa 80 Meter lang wird der Martinsmantel sein, der beim Eröffnungsgottesdienst des Deutschen Katholikentages an Himmelfahrt (26. Mai) in Stuttgart erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. Seine Fläche von 240 Quadratmetern wird aus insgesamt mehr als 1.000 Stoffstücken bestehen, sagte Prälat Klaus Krämer, Beauftragter für den Katholikentag der Diözese Rottenburg-Stuttgart, am Montag in Stuttgart.
Seit Herbst 2021 gestalten Schülerinnen und Schüler und weitere Kinder- und Jugendgruppen in der ganzen Diözese rote Stoffteile. Diese werden von der Lederschmiede, einem Sozialunternehmen der Stuttgarter Caritas, bis zum Katholikentag zu einem riesigen Mantel zusammengenäht.
Der Martinsmantel soll ein Beitrag sein zum Leitwort des Katholikentages „leben teilen“, sagte Krämer. Zugleich sei Sankt Martin der Patron der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Rund 290 verschiedene Gruppen seien bei der Aktion beteiligt gewesen, darunter sogar auch Partner der Diözese, die in Österreich und Ungarn entlang des Europäischen Martinusweges ihre Kirchengemeinden haben.
Am Himmelfahrtstag werde der Mantel, der sicherlich in seiner Größe ein Weltrekord sei, entfaltet. Am Ende des Abschlussgottesdienstes werde er dann geteilt und an viele verschiedene Orte als Erinnerung an den Katholikentag gegeben. „Wie es sich für einen Martinsmantel gehört“, erklärt Prälat Klaus Krämer.
Die Nähmaschine rattert derweil ununterbrochen in der Lederschmiede Stuttgart, viele Bahnen des roten Stoffes sind bereits genäht. „Es ist unfassbar schön, was da zusammengekommen ist“, sagt Petra Reinhold-Sauber von der Lederschmiede. Seit November 2021 haben rund zehn Mitarbeiter immer wieder mit dem Martinsmantel zu tun: Erst wurden die gestalteten Stücke für den Martinmantel katalogisiert und fotografiert, seit etwa drei Wochen sitzen einige Frauen und Männer nun an der Nähmaschine, um die Stoffteile in lange Bahnen zusammenzunähen, die dann letztendlich zusammengefügt zum überdimensionalen Martinsmantel werden.
Eine Frau, die sich als „Constantina“ vorstellt, sitzt an der ratternden Nähmaschine in der Werkstatt. Sie staune selbst, wie unterschiedlich die Teile seien, die sie zusammennäht, sagt sie. Auf manchen sind Perlen und Knöpfe zu sehen, auf einem Stück Stoff prangt ein Brotlaib.
„Das haben wir gemalt“, ruft die Viertklässlerin Anna begeistert und deutet auf das gezeichnete Brot. Die Schülerin der Schönbuchschule in Stuttgart war auch mit ihrer Religionsklasse bei der Aktion beteiligt. Sie wollte mit ihrem Brot zeigen, dass es wichtig ist, Lebensmittel mit allen zu teilen, sagt das Mädchen und schaut genau, wie Constantina ihr Stück an die lange Bahn näht. Ihre Mitschülerin Leticia malt eine Taube: „Ich wünsche mir, dass Frieden geteilt wird damit keine Menschen getötet werden.“
Auch der rote Stoff für den Mantel hat seine eigene Geschichte: Er wurde von einem Textilunternehmen gespendet, und war eigentlich für Corona-Stoffmasken gedacht - bis die OP- und FFP2-Maskenpflicht kam und der Stoff nicht mehr gebraucht wurde.
Der 102. Deutsche Katholikentag findet vom 25. bis 29. Mai in Stuttgart statt. Zu ihm werden rund 30.000 Besucher erwartet. Der Katholikentag kommt nach 1925 und 1964 bereits zum dritten Mal nach Stuttgart.