Berlin (epd). Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat eine globale Zusammenarbeit bei der Bewältigung existenzieller Krisen gefordert. Die Klimakrise könne nicht mit Gewalt, sondern nur mit Kooperation gelöst werden, sagte Fischer der Berliner „tageszeitung“ (Samstag). Die Welt stehe damit vor der Aufgabe, sich zum „Gegenteil der erlernten Kultur“ zu bewegen. Statt einer auf Konfrontationen gegründeten traditionellen Machtpolitik sei bei den „neuen planetaren Herausforderungen“ Zusammenarbeit erforderlich.
Dies gelte sowohl mit Blick auf das Coronavirus, dem weitere folgen würden, als auch mit Blick auf die Klimakrise, sagte Fischer: „Die Klimakrise ist global wie das Virus.“ Eine nur auf Europa beschränkte Politik führe dabei zu nichts. „Der reiche Norden wird nicht auf der sicheren Seite sein, wenn der arme Süden vergessen wird“, sagte Fischer: „Die westlichen Industrienationen müssen fossil abrüsten, der Süden muss sich industrialisieren, um nicht in Hunger und Chaos zu versinken.“
Die Entwicklung der Länder des Südens müsse jedoch „auf neuen nachhaltigen Pfaden“ verlaufen, sagte Fischer: „Und der reiche Norden muss das bezahlen.“ Die Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Krisen sei zudem keine Frage der Hoffnung, sondern ein Zwang, sagte der frühere Außenminister: „Wir entkommen den Herausforderungen der Klimakrise nicht. Es gibt keinen zweiten Planeten, auf den wir auswandern können.“