Frankfurt a.M., Yangon (epd). Kurz vor Beginn des buddhistischen Neujahrs boykottiert Myanmars Bevölkerung die Feierlichkeiten. Üblicherweise wird das buddhistische Neujahr, das dieses Jahr auf den Sonntag fällt, im Vorfeld mit dem ausgelassenen Wasserfestival „Thingyan“ begangen. Doch unter der Herrschaft der Militärjunta zeigt die Öffentlichkeit kein Interesse daran. Eine Gruppe früherer UN-Menschenrechtsexperten erklärte am Freitag, der Boykott zeige die Stärke des landesweiten Widerstands gegen das Regime.
Am 1. Februar vergangenen Jahres hatten Myanmars Generäle gegen die zivile Regierung unter Aung San Suu Kyi geputscht. Laut Berichten lokaler Medien wollte die Junta die Menschen zwingen, an den Feiern teilzunehmen.
„Die massiven Neujahrsstreiks und leeren Straßen senden eine eindringliche Botschaft, dass die Hingabe des Volkes für den demokratischen Widerstand anhält“, erklärte die Initiative „Special Advisory Council for Myanmar“. Das Militär wolle die Situation als normalisierend darstellen, doch die Menschen demonstrierten sehr deutlich, dass dem nicht so sei.
Der Initiative gehören die einstige UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in Myanmar, die Südkoreanerin Yanghee Lee, der indonesische Jurist Marzuki Darusman und der australische Anwalt Chris Sidoti an. Darusman war einst Chef der UN-Untersuchungskommission, die Myanmars Militärs 2018 Völkermord an den muslimischen Rohingya vorgeworfen hat. Sidoti war führendes Mitglied der Kommission.
Seit dem Putsch vor mehr als einem Jahr versinkt Myanmar in Gewalt und Chaos. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seitdem mindestens 1.750 Menschen bei Protesten getötet und mehr als 13.200 festgenommen. Die meisten sitzen bis heute in Haft. Landesweit kämpfen zudem zahlreiche lokale Widerstandsgruppen sowie einige etablierte Rebellen-Organisationen gegen die Junta.
Die Weltgemeinschaft müsse die demonstrierende Bevölkerung besser unterstützen, heißt es in der Erklärung des „Special Advisory Council for Myanmar“ weiter. International müsse die vor einem Jahr von Gegnerinnen und Gegnern des Putsches proklamierte Schattenregierung NUG endlich als legitime Vertretung Myanmars anerkannt werden. Die Opposition brauche Zugang zu den von den USA nach dem Putsch eingefrorenen Vermögenswerten Myanmars in Höhe von einer Milliarde US-Dollar. Ebenso müssten ein globales Waffenembargo gegen Myanmars Generäle verhängt und deren Verbrechen strafrechtlich verfolgt werden.