Die frühere hannoversche Landesbischöfin Käßmann verteidigt in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" (14.4.) die deutsche Friedenspolitik: "Der Krieg in der Ukraine ist furchtbar. Aber der Versuch, mit Russland in Frieden zu leben, war richtig."
Dies werde auch nach dem Krieg wieder nötig sein. "Jetzt den Pazifismus zu verdammen, weil man nicht weiß, wie man den Krieg stoppen soll, das ist falsch", fügt Käßmann hinzu.
"Wenn ich derzeit sage, dass immer mehr Waffenlieferungen am Ende keinen Frieden bringen, werde ich beschimpft als dumm und naiv." Sie sei aber keine Radikalpazifistin. "Es ist klar, dass man Aggressoren stoppen muss. Aber es ist auch klar, dass es keinen sauberen Verteidigungskrieg gibt."
Ex-Militärbischof Rink erklärt hingegen in dem Gespräch, die Kirchen sollten Waffenlieferungen befürworten: "Christen dürfen ihr eigenes Leben und das anderer mit der Waffe verteidigen." Da die Ukraine sich verteidige, dürften die Kirchen auch Waffenlieferungen unterstützen.
Es gebe Grenzen des Pazifismus, sagt Rink: "Als Christenmensch muss ich nach den Geboten der Bergpredigt die andere Wange hinhalten und Unrecht leiden. Gleichzeitig muss ich die schützen, die mir anvertraut sind", so Rink unter Berufung auf Martin Luther. Daher komme die Idee des gerechten oder gerechtfertigten Krieges. In der Ukraine müsse die Völkergemeinschaft jetzt ein bedrängtes Volk unterstützen: "Dem sollten die Kirchen nicht im Weg stehen."
Sigurd Rink war 2014 als erster hauptamtlicher Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eingeführt worden. Seit Oktober 2020 ist Bernhard Felmberg sein Nachfolger in diesem Amt. Rink wechselte auf eine Stelle im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung.