Militärausgaben 2024 fast ein Zehntel mehr

Flugabwehrsystem Boxer Skyranger 30 des Rüstungsunternehmens Rheinmetall auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung
Sebastian Gollnow/dpa
Flugabwehrsystem Boxer Skyranger 30 des Rüstungsunternehmens Rheinmetall auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung.
Friedensforscher
Militärausgaben 2024 fast ein Zehntel mehr
Mehr Geld für Panzer, militärische Forschung und Streitkräfte: Weltweit sind die Ausgaben fürs Militär laut dem Sipri-Friedensforschungsinstitut stark gestiegen. Vor allem Europa rüstet auf.

Die Welt rüstet in zunehmendem Tempo auf. Vor dem Hintergrund von Krisen und Kriegen, etwa in der Ukraine, sind die Ausgaben für das Militär vergangenes Jahr laut Friedensforschern um knapp ein Zehntel gestiegen. Insgesamt investierten die Staaten 2.718 Milliarden US-Dollar (etwa 2.393 Milliarden Euro) in ihre Streitkräfte, wie das Sipri-Institut am Montag in Stockholm mitteilte. Damit hätten die Militärausgaben 9,4 Prozent über dem Wert für 2023 gelegen. Mindestens seit Ende des Kalten Krieges habe es nicht mehr einen so starken Anstieg innerhalb eines Jahres gegeben.

Das Budget für das Militär sei in allen Weltregionen gewachsen, besonders aber in Europa und dem Nahen Osten, teilte Sipri zur Veröffentlichung der Daten mit. "Mehr als 100 Länder auf der ganzen Welt haben ihre Militärausgaben im Jahr 2024 gesteigert", sagte Sipri-Forscher Xiao Liang.

Deutschland gehörte laut den Fachleuten vergangenes Jahr neben den USA, China, Russland und Indien zu den fünf Ländern mit den höchsten Investitionen ins Militär. Die Ausgaben der Bundesrepublik seien um 28 Prozent auf 88,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. "Das erste Mal seit der Wiedervereinigung war Deutschland das Land mit den höchsten Militärausgaben in Westeuropa", sagte Sipri-Forscher Lorenzo Scarazzato. Dies sei auf das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen für die Bundeswehr zurückzuführen, das im Jahr 2022 in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschlossen wurde.

Sipri-Direktor Dan Smith.

Der Ukraine-Krieg hat dabei deutliche Folgen für die Militärausgaben in Europa insgesamt, wie die Sipri-Daten zeigen. Werden die Ausgaben Russlands berücksichtigt, stiegen die Investitionen in die Streitkräfte auf dem Kontinent demnach vergangenes Jahr um 17 Prozent auf 693 Milliarden US-Dollar. Bis auf Malta hätten alle europäischen Länder mehr Geld für militärische Zwecke ausgegeben, hieß es.

Das Land mit den am Abstand höchsten Militärausgaben bleiben jedoch die USA. So investierten die Vereinigten Staaten den Angaben zufolge 997 Milliarden Dollar in ihre Streitkräfte - dies entspreche etwa 37 Prozent der weltweiten Militärausgaben im Jahr 2024. Auf Platz zwei steht China mit Investitionen in Höhe von schätzungsweise 314 Milliarden Dollar, gefolgt von Russland (schätzungsweise 149 Milliarden Dollar). Die Ukraine investierte laut Sipri 64,7 Milliarden Dollar in das Militär und damit deutlich weniger als Russland.

Das international renommierte Friedensforschungsinstitut Sipri wurde 1966 gegründet. Es erhält nach eigenen Angaben einen Teil seiner Finanzierung von der schwedischen Regierung, arbeitet aber unabhängig. Sitz ist in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Um bei den Militärausgaben den Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu messen, wurden die Werte inflationsbereinigt. Berücksichtigt werden alle Ausgaben für die Streitkräfte, also etwa der Sold, Kosten für die Einsätze, die Anschaffung von Waffen sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung.