St. Nicolaus-Kirche der Ev. Stiftung Alsterdorf wiedereröffnet

St. Nicolaus-Kirche der Ev. Stiftung Alsterdorf wiedereröffnet

Hamburg (epd). Mit einem feierlichen Gottesdienst ist am Sonntag die umgebaute St. Nicolaus-Kirche der Evangelischen Stiftung Alsterdorf wiedereröffnet worden. Als „Wunder der Verwandlung“ bezeichnete Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs die sanierte Kirche, die nun auch umfangreiche Barrierefreiheit gewährleistet. Das jetzt „helle Gotteshaus“ lasse durch die neu eingesetzte Glaswand nicht nur mehr Licht hinein, sondern gebe auch den Blick frei auf die versetzte Altarwand, so die Bischöfin. Neben Fehrs war auch Landespastor Dirk Ahrens am Gottesdienst beteiligt, die Liturgie übernahm Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.

Im Frühjahr 2021 hatte ein Kran die 58 Tonnen schwere Altarwand aus der Kirche gehievt. Die zwölf Meter hohe Wand mit einem umstrittenen Altarbild aus der NS-Zeit wurde neben der Kirche aufgestellt und soll am 9. Mai als Lern- und Gedenkort eingeweiht werden, der sich mit der Geschichte der ehemaligen Alsterdorfer Anstalten in der NS-Zeit auseinandersetzt. Auf der Rückseite der Wand sollen bis dahin noch die Namen der 511 Bewohnerinnen und Bewohner, die während der NS-Zeit ermordet wurden, eingraviert werden.

Bereits am Sonnabend war in einer Prozession die Kirchenausstattung wie Kreuz und Bibel wieder in die Kirche hineingetragen worden. Künftig soll St. Nicolaus Ort für inklusive Gottesdienste und Andachten sowie Veranstaltungen und Begegnungen sein.

Das umstrittene Altarbild auf der Wand stammt aus dem Jahr 1938 und zeigt den gekreuzigten Jesus umgeben von zwölf Menschen mit Heiligenschein und drei offenbar behinderten Menschen ohne Heiligenschein. Es ist als Sgraffito direkt auf den Putz gemalt. Gedeutet wird es, dass behinderte Menschen keine direkte Nähe zu Gott haben, sondern dafür Helfer benötigen. Der Anblick des Bildes sei für viele Bewohner der Stiftung „unerträglich“ gewesen, so die Stiftung.

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf ist mit rund 4.000 Mitarbeitenden eine der bundesweit größten Einrichtungen für behinderte Menschen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter dem NS-nahen Direktor Karl Friedrich Lensch 630 behinderte Menschen deportiert, von denen nur wenige überlebten.