New York, Bamako (epd). Nach der mutmaßlichen Ermordung Hunderter Menschen bei einem Anti-Terroreinsatz in Mali haben die Vereinten Nationen einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt kritisiert. Militäroperationen müssten auf eine Weise geführt werden, dass Zivilisten so wenig wie möglich zu Schaden kommen und Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht respektiert werden, sagte der UN-Sonderbeauftragte für Mali, El-Ghassim Wane, in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Donnerstag. Menschenrechtlern zufolge wurden Ende März 300 Zivilisten bei einem Militäreinsatz getötet.
Die malischen Behörden hatten am Mittwoch Ermittlungen angekündigt. Das Militär untersuche mutmaßliche Massaker der Armee und mit ihr verbündete Kämpfer, berichtete der Sender BBC am Donnerstag. Die internationale Gemeinschaft, darunter auch die Bundesregierung, hatten eine unabhängige Untersuchung gefordert.
Anti-Terror-Einsätze brächten kaum Veränderung, sagte El-Ghassim Wane, der auch Chef der UN-Mission Minusma in Mali ist. Um Sicherheit zu schaffen, müssten die Ursachen der Konflikte angepackt werden. In Mali sind mehrere Terrorgruppen aktiv, gegen die das Militär mit ausländischer Unterstützung hart vorgeht.
Laut einem Bericht von Human Rights Watch von Dienstag haben malische Soldaten zusammen mit verbündeten - mutmaßlich russischen - Bewaffneten im zentralmalischen Ort Moura Ende März 300 Zivilisten getötet. Hunderte Männer, darunter Bewohner des Ortes sowie Händler, wurden demnach von den Streitkräften festgehalten. Über einen Zeitraum von mehreren Tagen hätten die Sicherheitskräfte immer wieder Gruppen von bis zu zehn Menschen hingerichtet. Die Menschenrechtsorganisation sprach von der „schlimmsten Gräueltat“ in dem seit Jahren anhaltenden Konflikt. Die malische Militärregierung hatte zuvor erklärt, bei einem Anti-Terrorkampf etwa 200 Islamisten getötet zu haben.
Im westafrikanischen Mali kommt es seit einem Putsch und einem Aufstand bewaffneter Gruppen, die 2012 Teile des Landes besetzt hatten, zu Anschlägen islamistischer Gruppen. Der malischen Armee werden immer wieder Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Inzwischen sind Berichten zufolge auch mehrere hundert Söldner des Kreml-nahen Wagner-Konzerns in Mali stationiert. Laut Human Rights Watch haben mehrere Zeugen die an den Hinrichtungen beteiligten weißen Kämpfer als Russen identifiziert, der Wagner-Konzern wird jedoch in dem Bericht nicht namentlich genannt.
Die Vorwürfe dürften auch die Debatte über die Zukunft des Bundeswehreinsatzes in Mali weiter befeuern. Die Mandate für die Beteiligung an der Blauhelmmission Minusma und der EU-Ausbildungsmission EUTM laufen Ende Mai aus.