Berlin (epd). Die Initiative „Eckiger Tisch“, die die Interessen von Opfern sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche vertritt, erhält einen Zuschuss vom Bund. Der Haushaltsausschuss bewilligte am Mittwoch eine Förderung in Höhe von 400.000 Euro, die unter anderem für die Einrichtung einer Geschäftsstelle und den Aufbau einer Online-Plattform verwendet werden sollen. Drei Stellen sollen damit finanziert werden, wie aus der Vorlage für den Ausschuss hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Der Verein „Eckiger Tisch“ verfüge über ein großes Maß an Expertise und Erfahrung im Umgang mit Kirche und Kirchenrecht, heißt es darin weiter. „Gutachten wie das des Münchener Erzbistums beleuchten Jahr für Jahr das erschütternde Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche“, sagte die Grünen-Abgeordnete Jamila Schäfer (Grüne) dem epd: „Trotz eindeutiger Warnsignale schauen verantwortliche Kardinäle und Bischöfe bewusst weg und verhindern in vielen Fällen explizit die Bestrafung und Aufarbeitung.“
Dies zeige, dass die innerkirchliche Aufarbeitung hinten und vorne nicht reiche, sagte Schäfer, die Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestags ist. Mit den Mitteln des Bundes habe der Verein nun eine planbare finanzielle Grundlage für seine Arbeit.
Die Initiative „Eckiger Tisch“ wurde nach Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche 2010 gegründet, um Betroffene zu beraten und ihre Interessen zu vertreten. Sein Name ist an den damals von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Runden Tisch zur Aufklärung des Skandals gewählt worden. Damit protestierten die Betroffenen dagegen, nicht selbst beteiligt worden zu sein.
Zu den Mitgründern des Vereins gehört Matthias Katsch, der sich gemeinsam mit anderen Schülern des Berliner Canisius-Kollegs 2010 an den Jesuitenpater Klaus Mertes wandte. Sie schilderten die erlebte sexuelle Gewalt an der katholischen Schule. Mertes machte dies anschließend öffentlich. Die Aufdeckung des Skandals sowie die anschließende Aufarbeitung, in die in den vergangenen Jahren auch vermehrt Betroffene selbst einbezogen wurden, ist wesentlich ihnen zu verdanken. Im vergangenen Jahr zeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Katsch und Mertes dafür mit dem Bundesverdienstkreuz aus.