Berlin (epd). Die frühere Bundesministerin und Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, wird am Dienstag (5. April) 80 Jahre alt. Im Frühjahr 2021 gab die aus Nordrhein-Westfalen stammende FDP-Politikerin nach acht Jahren das Amt als Synoden-Präses ab und bekleidet seitdem keine Ämter mehr in Gremien. Schwaetzer engagiert sich aber weiter für Kirche und Gesellschaft. Seit Mitte März ist sie Stiftsfrau im Kloster Heiligengrabe in Brandenburg.
Die 1942 geborene Schwaetzer studierte Pharmazie, erhielt 1968 die Approbation als Apothekerin und promovierte in diesem Fach. Mitte der 1970er Jahre trat sie in die FDP ein und gehörte fünf Jahre später zum Landesvorstand der Liberalen in Nordrhein-Westfalen. Im selben Jahr zog Schwaetzer in den Bundestag ein, 1982 wurde sie FDP-Generalsekretärin.
Zu den Höhepunkten ihrer politischen Karriere zählt die Zeit als Staatsministerin im Auswärtigen Amt unter Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) während der friedlichen Revolution und des Falls des Eisernen Vorhangs. Im wiedervereinigten Deutschland war Schwaetzer bis 1994 Bauministerin im Kabinett des damaligen Kanzlers Helmut Kohl (CDU). Bundestagsabgeordnete blieb sie bis 2002.
Nach ihrer politischen Karriere engagierte sich die Protestantin in Gremien der evangelischen Kirche. Sie war Mitglied des Berliner Domkirchenkollegiums, der Synode der Landeskirche in Berlin und der EKD-Synode. 2013 wurde sie zur Nachfolgerin der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt ins Amt der EKD-Synoden-Präses gewählt. Damit begleitete und gestaltete Schwaetzer in den vergangenen Jahren wesentliche Reformanstrengungen der evangelischen Kirche, die sich strukturell und finanziell an sinkende Mitgliederzahlen anpassen muss. Zum Herzensanliegen wurde Schwaetzer zudem die Aufarbeitung von Antisemitismus in der Kirche und die christlich-jüdische Zusammenarbeit.
In der Zeit dieses Ehrenamts sei ihr auch klar geworden, dass sie die geistliche Gemeinschaft vermissen werde und sich mit dem Ende des Amts eine neue suchen müsse, sagte Schwaetzer kürzlich in einem epd-Gespräch. Der Gedanke, sich „dauerhaft in einem Kloster anzusiedeln“, habe ihr gleichzeitig aber sehr fern gelegen. In Heiligengrabe wird Schwaetzer eine Wohnung haben, um sich für das Kloster zu engagieren. Sie behält aber auch ihren langjährigen Wohnort Berlin bei.