Bonn (epd). Die Unesco fordert eine bessere und nachhaltigere Nutzung der Grundwasservorräte auf der Erde. Die Bedeutung des Grundwassers für die Versorgung der Menschen werde vielerorts kaum verstanden, zudem werde das Wasser „schlecht verwaltet“, erklärte die Deutsche Unesco-Kommission am Montag in Bonn anlässlich der Vorlage des diesjährigen Weltwasserberichts, den die Unesco im Auftrag der UN erstellt hat.
„Der Weltwasserbericht zeigt verheerende Wissens- und Regulierungslücken beim Grundwasser“, sagte das Vorstandsmitglied der Deutschen Unesco-Kommission, Ulla Burchardt. Die Regierungen seien aufgerufen, das Grundwasser zu schützen und die Nutzung besser zu regulieren.
Laut der Unesco ist Grundwasser die Quelle von etwa der Hälfte des weltweit durch Privathaushalte genutzten Wassers. Die Bewässerung in der Landwirtschaft hängt zu etwa einem Viertel davon ab. Je nach Erdteil stellten sich dabei aber ganz unterschiedliche Probleme. „In vielen Weltregionen wird Grundwasser ohne Rücksicht auf die Folgen übermäßig aus der Erde gepumpt. Teils erneuern sich die Vorräte nicht, teils sinkt dadurch der Boden ab. In anderen Gegenden könnte man dagegen mehr Grundwasser nutzen und damit die Ernährungssicherheit erhöhen“, sagte Burchardt.
Asien sei derzeit der Kontinent mit der intensivsten Grundwassernutzung, hieß es. Die vor allem durch die Landwirtschaft entnommene Menge sei doppelt so hoch wie auf allen anderen Kontinenten zusammen. Dadurch erschöpften sich die großen Vorräte in Teilen Chinas und Südasiens sehr schnell. In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara würden die riesigen Grundwasserreserven dagegen kaum genutzt, weil es dort an Infrastruktur und Fachkräften fehle. Nur drei Prozent der Ackerflächen seien mit entsprechenden Bewässerungssystemen ausgestattet, davon nutzen wiederum nur fünf Prozent Grundwasser.
Mit Blick auf Europa verweisen die Autorinnen und Autoren des Berichts auf die vor allem durch die Landwirtschaft verursachte Belastung mit Nitrat im Grundwasser. So würden in Deutschland die Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser an jeder sechsten Messstelle überschritten. „Gerade die Landwirtschaft als wichtigster Verursacher der Nitratkonzentrationen hierzulande muss endlich eine echte Transformation durchlaufen“, sagte Unesco-Vertreterin Burchardt.
Wegen des Klimawandels und der Erderwärmung ist den Angaben zufolge immer weniger Oberflächenwasser verfügbar. Zugleich werde der Wasserverbrauch in den nächsten 30 Jahren aufgrund von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie veränderter Konsumgewohnheiten jährlich um etwa ein Prozent steigen. Aktuelle und künftige Wasserkrisen seien daher nur mithilfe des Grundwassers zu bewältigen.
Das Hilfswerk „Brot für die Welt“ forderte eine nachhaltigere Wassernutzung in der Landwirtschaft. In vielen Regionen werde Grundwasser schneller gefördert, als es sich neu bilde, etwa für den Anbau von Soja, Zuckerrohr, Mais und Eukalyptus in Brasilien. „Es ist höchste Zeit, die Landwirtschaft an Wasserknappheit und Klimawandel anzupassen“, sagte Landwirtschafts-Referentin Ingrid Jacobsen. Auch der Abbau von Rohstoffen wie Lithium und Gold beansprucht laut dem evangelischen Hilfswerk „enorme Reserven an sauberem Grundwasser“.
Der Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Dienstleistungen ist ein Menschenrecht und gehört zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Weltweit haben derzeit rund 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, etwa vier Milliarden leben in Regionen, die in mindestens einem Monat pro Jahr von großer Wasserknappheit betroffen sind.