Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ist es nicht gelungen, junge Menschen und kirchenkritische Stimmen in ihren Verständigungsprozess zum Auftrag der Kirche einzubinden. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Beate Hofmann, bedauerte das am Montag in Kassel. "Wir haben erlebt, wo unsere Reichweite liegt und wo ihre Grenzen sind", sagte sie.
Die Ergebnisse des Verständigungsprozesses "Kirche bewegt" waren am Samstag auf einer digitalen Sondertagung der Landessynode präsentiert worden. Rund 1.500 Menschen hatten sich an dieser Verständigung im Rahmen des EKKW-Reformprozesses beteiligt und miteinander diskutiert.
Pfarrerin Eva Hillebold, Geschäftsführerin des Reformprozesses, berichtete, dass es Beteiligungsformate auf Kirchenkreisebene, in Großgruppenkonferenzen und Fokusgruppen gegeben habe. Um mit einem breiten Mix an Menschen zu sprechen, seien Mitarbeitende und Ehrenamtliche der Kirche ebenso eingeladen gewesen wie Menschen aus Diakonie, Ökumene, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verbänden und Gewerkschaften.
Verständlicher kommunizieren
Ein Ergebnis des Diskurses: Jugendliche und junge Menschen kommen im Kirchenraum kaum noch vor, sind schwer zu erreichen, verstehen Kirche nicht oder nicht mehr. Gezeigt hat sich auch, dass Formate fehlen, in denen sich die 20- bis 40-Jährigen wiederfinden. Dazu sagte die Bischöfin: "Wir arbeiten an unserer Sprache und Verständlichkeit und daran, auf welchen Kanälen wir kommunizieren."
Auf Basis der Ergebnisse hat die Landessynode Beschlüsse auf den Weg gebracht. So wurde der Auftrag der Kirche neu beschrieben, in dem nun beispielsweise nicht mehr von der Verkündung, sondern vom Teilen des Evangeliums gesprochen wird. Für Hofmann bedeutet das: "Teilen in Wort und Tat". Ebenso wurden Kriterien für die künftige Arbeit verabschiedet, in denen es etwa um den Ausbau von Kontaktflächen und Kooperationen geht oder ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Handeln.
"Den Ball haben wir nun in die Synode geworfen", resümierte Hofmann. Jetzt müsse der Prozess in den Regionen, Gemeinden und Kooperationsräumen weitergelebt werden: "Wir haben uns als Kirche in Bewegung gesetzt und bewegen uns weiter." Geplant seien etwa Regionalkonferenzen in den Kirchenkreisen und die Bereitstellung von Arbeitshilfen für die Kirchenvorstände.
Für Vize-Präsident Volker Knöppel bedeuten die Ergebnisse des Verständigungsprozesses und die Gewissheit, dass Ressourcen weniger werden, auf die Strukturen der Landeskirche zu schauen: "Welche Handlungsfelder sind künftig wichtig, wo wollen wir Akzente setzen und wo Abschied nehmen."
Mit Blick auf die Reduzierung von Pfarrstellen verwies Prälat Burkhard zur Nieden auf die Notwendigkeit, multiprofessionelle Teams zu stärken und auszubauen, "um die Vielfalt der Kompetenzen zu nutzen". Wichtig sei beispielsweise die Schärfung des Berufsbildes von Diakoninnen und Diakonen.