WDR: Mangelhafte Kontrolle von Missbrauchstätern in Bistümern

WDR: Mangelhafte Kontrolle von Missbrauchstätern in Bistümern

Köln (epd). In den 27 deutschen katholischen Bistümern werden nach einer WDR-Umfrage Missbrauchs-Täter nur unzureichend kontrolliert. Keinerlei Kontrolle von Priestern, die Kindern sexualisierte Gewalt angetan haben und die immer noch im Dienst der katholischen Kirche stehen, finde in den Bistümern Köln und Würzburg statt, berichtete der Sender am Montag in Köln. In zehn weiteren werde lediglich ein Vorgesetzter informiert oder es fänden Gespräche mit Bistumsmitarbeitern statt. Diese Mitarbeiter hätten aber keine spezielle Ausbildung dafür und seien auch nicht unabhängig von Kirchenstrukturen, hieß es. Priester bleiben auch während einer Beurlaubung oder im Ruhestand noch Angestellte der katholischen Kirche.

Lediglich in Essen, Osnabrück, München und Dresden gibt es nach WDR-Angaben Beauftragte außerhalb der Kirche, die solche Priester kontrollieren, die etwa die Auflage haben, eine Therapie zu machen und sich Kindern nicht mehr zu nähern. In Essen übernehme dies eine Art kirchlicher Bewährungshelfer, der Täter mehrmals wöchentlich besucht, hieß es. An anderen Orten gebe es etwa Kommissionen, die die Kontrolle der Täter überwachen. Sie bestehen den Angaben nach aus Experten wie Juristen oder Psychologen.

Der Sender verweist auf den Fall eines Priesters aus Köln. Dieser war in der vergangenen Woche vom Landgericht Köln wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in über 100 Fällen zwischen 1993 und 2018 zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Während des Verfahrens war herausgekommen, dass es, auch nachdem das Erzbistum Köln schon vom Verdacht des Missbrauchs wusste, noch zu weiteren Taten gekommen war. Der Kirchenrechtler Bernhard Anuth sagte dem WDR, dass man hier sehen könne, dass eine bessere Kontrolle vielleicht weitere Opfer hätte verhindern könnte. „Viele Bischöfe sind sich noch nicht der Verantwortung bewusst, die sie in der Opferfürsorge tragen.“

Insgesamt beantworteten 24 von 27 Bistümern die Fragen nach der Kontrolle von Priestern, die etwa die Auflage haben, sich Kindern nicht zu nähern, wie der WDR berichtete. Das Bistum Fulda antwortete demnach nicht. Die Bistümer Passau und Paderborn machten keine Angaben. In den Bistümern Berlin und Görlitz leben nach Angaben der dortigen Pressestellen keine Täter, die kontrolliert werden müssten.