"In Zeiten, in denen Menschen um ihr Leben bangen müssen und Kinder Erste-Hilfe-Kurse belegen, weil man nicht weiß, was morgen sein wird, bleibt nicht viel außer Hoffnung", sagt Lena Tran zu den vor dem Berliner Reichstagsgebäude versammelten Klima-Aktivist:innen. Die Sprecherin des Berliner Lilienthal-Gymnasiums wirkt am Donnerstag beinahe überrascht von dem großen Zulauf zur Anti-Kriegs-Kundgebung, die ihre Schule gemeinsam mit der Bewegung "Fridays for Future" binnen zwei Tagen organisiert hat.
Polizeiangaben zufolge beteiligen sich 5.000 Menschen an der Demonstration. Teilnehmer:innen tragen Plakate und Transparente mit der Aufschrift "Stop War"(Stoppt den Krieg) und "For Ukraine - Against Bloodshed and Invasion" (Für die Ukraine - Gegen Blutvergießen und Invasion).
Auch in anderen deutschen Städten gehen "Fridays-for-Future"-Aktivisten auf die Straße, etwa in Hamburg, wo die Polizei rund 20.000 Demonstranten zählt. Aufgerufen dazu hatten "Fridays For Future" und verschiedene Jugendorganisationen. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte Schüler:innen kurzfristig von der Unterrichtspflicht befreit, "um ein Zeichen für den Frieden setzen zu können".
Russin bittet "aus vollstem Herzen um Vergebung"
"Eines Tages können wir alle in so einer Situation landen", ruft eine junge Ukrainerin den Teilnehmer:innen der Berliner Demonstration nach einer Schweigeminute zu. Unmittelbar nach ihr melden sich zwei Russinnen zu Wort. "Aus vollstem Herzen bitten wir um Vergebung", sagt die eine von ihnen. Sie seien hier, um zu studieren, jetzt erfülle sie Scham, fügt Vikoria hinzu.
"Wir demonstrieren in Solidarität mit den Menschen vor Ort", sagt die Sprecherin der Bewegung, Carla Reemtsma, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Das ist ein fossiler Krieg, die Antwort darauf muss der Ausstieg aus den fossilen Energien sein und der Einstieg in die Erneuerbaren." Das Beharren auf der Nutzung fossiler Energiequellen sei einer der Treiber dieses Krieges.
Der Krieg in der Ukraine habe die Bewegung bereits verändert, sagt Reemtsma. "Menschen sind auf der Flucht in Europa, es geht plötzlich um die Frage, wo kommt unsere Energie her?" Es sei klar, dass fossile Energieträger nicht mehr aus Russland importiert werden könnten, denn diese finanzierten den Krieg. Die Antwort darauf dürfe nicht der Import fossiler Energieträger aus anderen Regionen, sondern müsse die Unabhängigkeit von ihnen sein.
In dem "Fridays for Future"-Aufruf zu Friedensdemonstrationen in Deutschland hieß es: "Wir sind solidarisch mit der Ukraine, mit den Menschen, deren Heimat zum Schlachtfeld für einen ungleichen Kampf geworden ist".
Und weiter: Eines der reichsten Länder der Welt, dessen Herrscher die Menschenrechte seit Jahren nicht achte, habe die Ukraine auf brutale Weise angegriffen. Dies erinnere an die schwierigsten Geschichtslektionen aus den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgelöste Krieg habe nicht erst in der vergangenen Woche begonnen, sondern er dauere bereits seit 2014 an, seit der Annexion der Krim und Russlands Beteiligung am Krieg im Donbas.
Lena Tran fordert dazu auf, nicht nur die Opfer auf ukrainischer Seite zu beachten. "Viele Menschen in Russland sind mutig auf die Straße gegangen, um für den Frieden in der Ukraine zu demonstrieren, wohl wissend, welche Strafen sie erwarten können", sagt die Sprecherin des Berliner Lilienthal-Gymnasiums.