Der evangelische Landesbischof kritisierte in dem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in diesem Zusammenhang Äußerungen des Politologen Herfried Münkler, der für Europa "eine eigene, glaubwürdige nukleare Option" gefordert hatte.
Mitten in einer Kriegssituation würden derzeit von einem Tag auf den anderen viele grundlegende und massive Konsequenzen gezogen, sagte Meister. Dabei werde vor allem auf militärische Stärke gesetzt - eventuell sogar unter neuer nuklearer Aufrüstung innerhalb Europas. "Diese Haltung ist nicht ausreichend differenziert", bemängelte Meister. "Und sie ist auch nicht hilfreich." Einer Gewalteskalation durch Russlands Präsidenten Wladimir Putin dürfe nicht mit einer weiteren Eskalation begegnet werden.
Das Handeln "des Diktators" Putin sei klar zu verurteilen. "Aber man muss jetzt aufpassen, dass nicht eine überzogene symbolische Politik und eine Sprache der Gewalt sich unser bemächtigt." Er sehe zudem eine "gewisse Leichtfertigkeit mit historischen Vergleichen", sagte der Bischof. So seien Reaktionen, die den Angriff Russlands und die europäische Politik der vergangenen Jahre mit der politischen Lage von 1938 verglichen, historisch fragwürdig und wenig hilfreich.
Investitionen in die Bundeswehr stellte Meister nicht grundsätzlich infrage. "Das Dilemma der Ausstattung der Bundeswehr ist ein Thema seit vielen Jahren", sagte er. "Nur: Wem diente der Zeitpunkt der Ankündigung des Sondervermögens in dieser Situation eigentlich?" Dagegen sei es ein starkes Signal gewesen, wie schnell europäische Demokratien in der Allianz mit den USA und anderen Staaten eine gemeinsame Haltung gefunden hätten, um die Handlungsoptionen Russlands massiv einzuschränken.