"Durch diesen Angriff wird die gesamte Sicherheitsarchitektur nicht nur nach dem Ende des Kalten Kriegs in Frage gestellt, sondern auch alle Bemühungen des Aufbaus einer internationalen Friedensordnung unter Herrschaft des Rechts nach Ende des Zweiten Weltkrieges", erklärten Landesbischof Friedrich Kramer und Militärbischof Bernhard Felmberg in einer gemeinsamen Stellungnahme zum Krieg in der Ukraine am Mittwoch in Berlin.
"Das Recht des Stärkeren darf nicht die Herrschaft des Rechts ersetzen", hieß es weiter: "Wir brauchen eine Friedensordnung, in der man sich auf das Recht verlassen kann. Dorthin müssen wir wieder kommen. Wir brauchen Wege zum ehrlichen Dialog, der zum Schweigen der Waffen führt."
Es müsse verhindert werden, dass dieser Konflikt weiter eskaliert und sich ausweitet, erklärten die beiden Theologen. Dies betreffe zum Beispiel die Alarmierung der nuklearen Einheiten auf russischer Seite wie auch die Nachrichten, dass sich auch belarussische Streitkräfte an dem Konflikt beteiligen könnten.
"Waffengewalt so schnell wie möglich beenden"
"Auf diesem Hintergrund sind alle Bemühungen zu unterstützen, die sich um Verhandlungen zwischen den Parteien bemühen. Ziel muss es sein, die Waffengewalt so schnell wie möglich zu beenden", so Felmberg und Kramer. Die Souveränität und die Freiheit der Ukraine sei wiederherzustellen. Besonnenes Reden und Handeln gegenüber Russland sei auch weiterhin gefragt, um den Konflikt nicht noch weiter zu verschärfen. Ziel müsse es sein, gegenseitiges Vertrauen wieder aufzubauen.
Zugleich fordern Felmberg und Kramer im Ukraine-Russland-Konflikt eine Deeskalation der Sprache auf allen Seiten. "Angesichts von mancher Kriegsrhetorik sagen wir klar: Die Menschen in Russland sind nicht unsere Feinde", fügten die EKD-Beauftragten hinzu: "Wir erinnern an die vielen Friedens- und Versöhnungsinitiativen zwischen Menschen in Deutschland und Russland, der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern."
In Gebeten bei Menschen in der Ukraine
"Diese Möglichkeiten, Brücken zu schlagen, geraten jetzt unter Druck." Umso mehr gelte es, sie zu pflegen, zu bewahren und zu stärken: "Wir tun dies im gemeinsamen Verständnis, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll, und wir als Christenmenschen die Pflicht haben, für Versöhnung und Frieden einzutreten." In Gedanken und Gebeten sei man bei den Menschen in der Ukraine und dankbar für alle Bemühungen, den Kriegsflüchtlingen Hilfe und Unterkunft zukommen zu lassen.
Erste Aufgabe sei es, "für den Frieden zu beten", so Felmberg und Kramer: "Wir beten für die Verantwortlichen auf allen Seiten, dass sie Wege aus der Eskalation herausfinden. Wir beten für die Menschen in der Ukraine, in Belarus und Russland, die von Leid und Tod bedroht sind." Man bete aber auch für die Menschen in Russland, die guten Willens sind und sich für Versöhnung und Frieden einsetzen.
Weitere Stellungnahmen aus der EKD sowie Informationen zur Situation in der Ukraine sowie Spendenmöglichkeiten unter www.ekd.de/ukraine.