Berlin (epd). Dürren, Artensterben und mehr Hitzetote auch in Europa: Der Weltklimarat warnt in seinem neuen Bericht vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels, die in vielen Weltregionen bereits jetzt zu spüren sind. UN-Generalsekretär zeigte sich bei der Veröffentlichung des Reports am Montag alarmiert und sprach von einem „Atlas des menschlichen Leids“ und einer „Anklage gegen das Versagen der Klimapolitik“. Im Kampf gegen die Erderwärmung bringt der Klimarat nun den Rückzug der Menschen aus 30 bis 50 Prozent der Erdoberfläche ins Spiel, um Ökosysteme wiederzubeleben.
Laut dem in Berlin präsentierten zweiten Band des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats leben bis zu 3,6 Milliarden Menschen - knapp die Hälfte der Weltbevölkerung - in besonders vom Klimawandel gefährdeten Gebieten. Vor allem in afrikanischen Ländern sowie kleinen Inselstaaten seien die Folgen der Erderwärmung verheerend, sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas. Die Forscherinnen und Forscher warnen auch vor einem weiteren Artensterben sowie mehr Dürren und schweren Stürmen.
Dabei zeichnen die Autorinnen und Autoren ein düsteres Bild für alle Weltregionen: In Asien etwa beschleunige der Klimawandel die Ausbreitung von Krankheiten wie Dengue-Fieber und Malaria. Auch Europa - hier vor allem die südlichen Länder - müssten vermehrt mit Hitzewellen und Trockenheit rechnen. Aufgrund steigender Temperaturen könnten in Zukunft mehr Europäer, die anfällig für Hitzestress sind, sterben. Besonders gefährdet seien stets arme und marginalisierte Bevölkerungsgruppen, weil sie weniger Ressourcen hätten, um sich zu schützen, sagte der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee.
Guterres rief mit Blick auf den Bericht zu einem effektiveren Klimaschutz auf. Viele Ökosysteme seien an einem Punkt der Unumkehrbarkeit angelangt, sagte er. Auch angesichts der geopolitischen Krisen müsse mehr Geld in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden. Zugleich brauche es mehr Geld für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, forderte der UN-Generalsekretär.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte weitere 21 Millionen Euro für die Klimarisikoinitiative IGP zu, mit der Menschen in ärmeren Ländern finanziell gegen Klimarisiken abgesichert werden sollen. Arme Länder und kleine Inselstaaten hätten kaum Möglichkeiten, die Folgen von Wetterextremen abzumildern, sagte Schulze. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erklärte, die Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten und Klimaschutz seien „dringendere Aufgaben denn je“.
Neben den Folgen des Klimawandels zeigt der Bericht auch Möglichkeiten auf, sich an die Erderwärmung anzupassen. Vernachlässigte Ökosysteme müssten wiederbelebt werden, hieß es. Zudem könnten 30 bis 50 Prozent der Erdoberfläche, der Gewässer mit Süßwasser und der Ozeane konserviert und dem menschlichen Zugriff weitgehend entzogen werden. Die Menschen könnten von der Fähigkeit der Natur profitieren, das klimaschädliche Kohlendioxid zu absorbieren und zu speichern.
Die Wissenschaftler des Weltklimarates arbeiten unter dem Dach der Vereinten Nationen, ihre Sachstandsberichte informieren über die neuesten Erkenntnisse des Klimawandels und sollen als Grundlage für politische Entscheidungen und internationale Klimaverhandlungen dienen. Der aktuelle Bericht beschäftigt sich mit Folgen, Anpassung und Verwundbarkeiten durch und an den Klimawandel.