Köln (epd). Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) fordert, die Aufklärung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche in staatliche Hände zu legen. „Es ist immer besser, wenn jemand aufklärt, der nicht befangen ist“, sagte Reker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag). Die katholische Kirche habe die strafrechtliche Aufklärung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen über Jahre verhindert. „Das Schweigekartell in der katholischen Kirche muss weiter aufgebrochen werden. Das ist eine Aufgabe für unser Rechtssystem“, betonte sie.
Reker wies erneut darauf hin, dass im Erzbistum Köln Verantwortung für die aktuelle Lage und die Fehler in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle übernommen werden müsse: „Das ist die einzige Möglichkeit, wieder Glaubwürdigkeit herzustellen und die gegenwärtige Vertrauenskrise zu überwinden.“
Ein neues Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising hatte ranghohen Klerikern moralisches Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern attestiert. Darunter ist auch der heutige emeritierte Papst Benedikt XVI. und ehemalige Münchner Erzbischof (1977-82).
Im Kölner Erzbistum steht Kardinal Rainer Maria Woelki wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kritik. Nach einer Überprüfung der Vorgänge durch päpstliche Visitatoren hatte Papst Franziskus entschieden, dass Woelki im Amt bleiben darf, ihn aber zugleich für eine knapp fünfmonatige „geistliche Auszeit“ beurlaubt. Am 2. März, dem Aschermittwoch, soll Woelki laut päpstlichem Dekret die Leitung des mitgliederstärksten deutschen Bistums wieder übernehmen.