Berlin (epd). Ein Bündnis von 17 Organisationen und Verbänden fordert die Bundesregierung auf, Kinderarmut in Deutschland effektiver zu bekämpfen. Die Hilfsorganisationen verwiesen am Donnerstag in Berlin auf einen EU-Beschluss, in dem sich die Mitgliedsstaaten im Juni 2021 verpflichtet hatten, allen Kindern den Zugang zu Bildung, Betreuung, Gesundheitsversorgung, gesunder Ernährung und angemessener Wohnsituation zu gewährleisten. Nach diesem Beschluss sollen die einzelnen EU-Staaten bis März nationale Aktionspläne erarbeiten.
Die Organisationen, darunter Unicef, das Deutsche Kinderhilfswerk und World Vision, fordern, Kinder und Jugendliche bei der Erarbeitung des nationalen Aktionsplans zu beteiligen. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Eckpunktepapier plädieren sie zudem für einen ressortübergreifenden Ansatz, indem neben dem Bundesfamilienministerium weitere Bundesministerien sowie Länder und Kommunen unter Einbeziehung der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft einbezogen werden.
Kristina Kreuzer, Kinderrechtsexpertin bei World Vision verwies darauf, dass Deutschland vor 30 Jahren die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert und sich damit zum Schutz der Rechte von Kindern verpflichtet habe. „Doch die Ziele wurden noch immer nicht erreicht“, kritisierte sie.
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, erklärte, der nationale Aktionsplan der Bundesregierung müsse auch die Situation von Familien mit Kindern mit Behinderung in den Blick nehmen. Diese Familien seien überdurchschnittlich stark von Armut betroffen. Vor allem die Mütter könnten oft keiner Erwerbsarbeit nachgehen oder seien lediglich in Teilzeit beschäftigt. „Die Behinderung ihrer Kinder darf diese Familien aber nicht arm machen“, so Bentele.