Berlin (epd). Vor der Fortsetzung des Synodalen Weges der katholischen Kirche hat sich die Reformbewegung Maria 2.0 desillusioniert gezeigt. Die dritte Synodalversammlung des Reformprozesses, die am Donnerstag in Frankfurt am Main beginnt, sei nicht „mehr als ein symbolischer Akt“, in dem lediglich Dialogbereitschaft gezeigt werde, sagte Lisa Kötter, Initiatorin von Maria 2.0, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hingegen äußerte große Hoffnungen in die Fortsetzung des Synodalen Wegs. Bei der Veranstaltung beraten bis Samstag 230 Delegierte erneut über Kirchenreformen.
Kötter sagte, natürlich seien die Katholikinnen und Katholiken „empört, entrüstet, erschüttert“ nach der Veröffentlichung des unabhängigen Missbrauchsgutachtens zu Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum München und Freising, und natürlich gebe es „Druck im Kessel“. Aber die Entscheidungsmacht liege weiter bei den Bischöfen, die noch nicht einmal gebunden seien an ihre eigenen Entscheidungen. Schließlich habe der hohe Klerus diese „Absurdität“ zur Bedingung für einen gemeinsamen Reformweg mit Laien gemacht. Das Gutachten hatte ranghohen Klerikern moralisches Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern und -opfern nachgewiesen. Schwer belastet wurde darin auch der frühere Münchner Erzbischof und heutige emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger.
ZdK-Sprecherin Britta Baas erklärte, nach der Veröffentlichung des Gutachtens und dem Outing von 125 queeren Kirchenmitarbeitern seien „ganz viel Mut und Hoffnung in der Kirche“. Die Texte des Synodalen Wegs müssten nun mit ganz großen Mehrheiten durchgehen, der Reformwillen aller Beteiligten müsse klar erkennbar sein, sagte sie den Funke-Zeitungen: „Wir brauchen klare Zeichen und Reformen.“ Konkret forderte Baas eine Neubestimmung der katholischen Sexualmoral, darunter auch die Anerkennung von sexueller Vielfalt wie Homo- und Transsexualität. Dem Machtmissbrauch des Klerus müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Priester sollten sich auch gegen den Zölibat entscheiden dürfen, alle Geschlechter freien Zugang zu allen Ämtern und Diensten in der Kirche bekommen.