"Geschlechtergerechtigkeit war leider nie ein Selbstläufer", sagte die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der online übertragenen Eröffnungsveranstaltung in Berlin. Sie verwies auf die historische gesellschaftliche "Schieflage" mit "öffentlich-männlichen und nicht-öffentlich-weiblichen" Sphären. Auch wenn sich seither viel getan habe, zeige gerade die Corona-Pandemie deutlich, dass Frauen die Belastungen in der nicht-öffentlichen Sphäre zum überwiegenden Teil nach wie vor alleine stemmten. "Alle müssen umdenken", forderte sie.
Die Juristin wies auch auf die Gewalt gegen Frauen hin. Die digitale Welt sei hierbei ein Verstärker. Dies führe dazu, dass sich Frauen in den sozialen Medien weniger äußerten und sich zurückzögen. Dabei seien die sozialen Medien heute ein wesentlicher Bestandteil politischer Diskussion "und wenn Frauen sich zurückziehen, verschwinden sie".
Die EKD will mit der Aktion auf fehlende Geschlechtergerechtigkeit aufmerksam machen. Zielpunkt ist die 8. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe vom 31. August bis 8. September. Der Weltkirchenrat hatte seine Mitgliedskirchen zu "Pilgerwegen der Gerechtigkeit und des Friedens" aufgerufen. Kernstück der Initiative bilden den Angaben zufolge neun regionale Pilgeretappen zwischen Mai und September 2022.
Dabei stünden bei "Go for Gender Justice" drei Themenbereiche im Mittelpunkt: "Arbeit, Macht und Einfluss fair teilen", "Abwertung und Gewalt überwinden" und "Vielfalt anerkennen". Beteiligt sind mit regionalen Pilgeretappen die Landeskirchen Baden, Kurhessen-Waldeck, Mitteldeutschland, Norddeutschland, Pfalz, Rheinland, Sachsen, Westfalen und Württemberg.
Trägerin von "Go für Gender Justice" ist die Konferenz der Gender-Referate und Gleichstellungsstellen in den evangelischen Landeskirchen, für die das Referat für Chancengerechtigkeit der EKD die Geschäftsführung innehat. Die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber hielt die Andacht und nannte als Etappen des Pilgerwegs unter anderem das Hambacher Schloss als Wiege der Demokratie, das Hoffnungshaus im Rotlichtviertel in Stuttgart sowie Synagogen, Moscheen und Kirchen. Die Pilgernden stärkten sich dort gegenseitig durch Begegnungen.