Frankfurt a.M. (epd). Katholische Reformgruppen halten den innerkirchlichen Reformprozess Synodaler Weg für die letzte Möglichkeit zur Veränderung der Kirche. „Es gibt noch Menschen wie wir, die bereit sind für eine Erneuerung“, sagte die Sprecherin der bayerischen Initiative „Sauerteig“, Irene Krapf, am Mittwoch vor Beginn der 3. Synodalversammlung des Synodalen Wegs am Donnerstag. Der Synodale Weg sei die letzte Chance für eine Wende.
Auch der Bundessprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, betonte, der Synodale Weg sei an einem „Scheidepunkt“. Es gehe nun darum, dem Prozess „neue Schubkraft“ zu verleihen. Immer noch gebe es Bischöfe, die die Notwendigkeit von Reformen nicht erkennen würden.
Er forderte zudem ein Sofortprogramm. „Änderungen, die schon jetzt in den Diözesen möglich sind, müssen jetzt passieren“, sagte Weisner bei einem Online-Pressegespräch von katholischen Verbänden, Reformgruppen und Initiativen von Missbrauchsbetroffenen. Die Bischöfe dürften nicht bis zum Abschluss des Synodalen Weges warten.
Der Synodale Weg ist ein innerkatholischer Reformdialog, der 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, der größten katholischen Laienvertretung, verabredet wurde. Er hat das Ziel, Missstände zu bekämpfen, die der Missbrauchsskandal an die Öffentlichkeit gebracht hat.
Reformen soll es bei der Macht- und Gewaltenteilung, dem priesterlichen Leben, der katholischen Sexualmoral und der Rolle der Frau geben. Bei der dritten Synodalversammlung, die von Donnerstag bis Samstag in Frankfurt am Main tagt, werden beispielsweise Reformvorschläge zu der Einbeziehung von Laien in die Leitung eines Bistums und zum Zugang für Frauen zu sakralen Ämtern diskutiert.
Überschattet wird die Synodalversammlung von der Veröffentlichung eines unabhängigen Gutachtens zu Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum München und Freising, das ranghohen Klerikern moralisches Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern und -opfern nachweist. Schwer belastet wird darin auch der frühere Münchner Erzbischof und heutige emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger.
Zudem sorgt die Initiative „OutinChurch“ für Gesprächsstoff. 125 kirchliche Mitarbeiter hatten sich vergangene Woche als queer geoutet und gefordert, ihre Sexualität und Beziehungspraxis müsse durch das katholische Dienstrecht anerkannt werden.