Berlin (epd). Nach dem Coming-Out von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der katholischen Kirche fordert der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. Der „beste Weg“ sei es, wenn die katholische Kirche ihre Grundordnung für den kirchlichen Dienst selbst ändere, sagte der Grünen-Politiker im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jedoch werde auch die Bundesregierung den Dialog mit der Kirche suchen mit dem Ziel, das kirchliche Arbeitsrecht dem staatlichen Arbeitsrecht anzupassen, erklärte Lehmann. Diesen Dialog zu führen, hätten SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag vereinbart. Lehmann ist seit Januar Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter).
Am vergangenen Montag hatten sich 125 Haupt- und Ehrenamtliche der katholischen Kirche als nicht heterosexuell geoutet und in einem Manifest die Änderung der kirchlichen Sexualmoral gefordert. „Die Politik sollte sich an die Seite derjenigen stellen, die sich bei #outinchurch sehr mutig mit Gesicht, Stimme und Namen gezeigt haben“, sagte Lehmann. Die Forderung der Kampagne nach einer „Kirche ohne Angst“ sei jedoch etwas, das die Kirche selbst angehen müsse.
Für die queere Community sei die Aktion der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Ermutigung, sagte Lehmann: „Das hat eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für Veränderungen in der Kirche und macht natürlich auch vielen Menschen Mut, die sich noch nicht trauen so aufzutreten.“ In einem Manifest fordern die Initiatorinnen und Initiatoren von #outinchurch unter anderem, dass LGBTIQ+-Personen einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern in der Kirche erhalten. Mit der aus dem Englischen übernommenen Abkürzung LGBTI bezeichnen sich Zusammenschlüsse von Lesben, Schwulen, bi- oder intersexuellen Menschen sowie Transgenderpersonen.
Die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts ist Teil des Forderungspapiers. Durch diese sollen kirchliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen offen in homosexuellen Beziehungen und ohne Angst vor dem Jobverlust leben können. Neben Verbänden und der Politik äußerten sich auch Mitglieder der katholischen Kirche, unter ihnen Bischöfe verschiedener Bistümer, positiv zu der Initiative.