Osnabrück (epd). Nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens des Erzbistums München und Freising hält der Osnabrücker katholische Bischof, Franz-Josef Bode, eine Reaktion des emeritierten Papstes Benedikt XVI. für nötig. Er denke, dass sich Benedikt „da nochmal zu äußern muss und sich dazu verhalten muss“, sagte Bode am Freitag in Osnabrück. Das gelte auch für den derzeitigen Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und andere Verantwortliche, die noch lebten.
Das Gutachten belastet den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer. In seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising war er dem Gutachten zufolge nicht ausreichend gegen Missbrauchstäter vorgegangen. Unter anderem ging es um die Aufnahme eines Essener Priesters in sein Bistum, der zuvor in Essen und Bottrop Jungen sexuell missbraucht haben soll. Dem amtierenden Erzbischof Reinhard Marx legen die Gutachter Fehlverhalten in zwei Fällen zur Last.
Bode sagte: „Mich hat das natürlich ausgesprochen getroffen.“ Er kenne sowohl Papst Benedikt als auch Marx persönlich gut. „Ich hoffe sehr, dass wir aus diesem Prozess wirklich noch mehr lernen“, sagte der Bischof. Es sei nötig, noch transparenter zu sein. In den Zeiten, als Ratzinger Erzbischof war, habe die Kirche immer zuerst die Täterperspektive und die der Institution eingenommen.
Bode sieht durch das neue Gutachten auch sich selbst noch einmal mehr herausgefordert, „mit den Dingen so offen und transparent wie möglich umzugehen“. Dies müsse auch im Zukunftsprozess seines Bistums im Blick bleiben. Bode hat im vergangenen Frühjahr die Osnabrücker Universität damit beauftragt, eine historisch-juristische Studie zu sexualisierter Gewalt an Minderjährigen und Schutzbedürftigen im Bistum zu erstellen. Dabei soll die Uni unabhängig vorgehen. Erste Ergebnisse eines Teilprojekts sollen noch in diesem Jahr vorgelegt werden.