Bremen (epd). Die Klimaschutzpolitik muss nach Auffassung der Polar- und Tiefseeforscherin Antje Boetius mit Blick auf die Folgen für die Bevölkerung umsteuern. Sie könne nur erfolgreich sein, wenn sie den jetzt lebenden Menschen und nicht nur kommenden Generationen einen deutlichen Vorteil verschaffe, sagte die Bremerhavener Wissenschaftlerin am Dienstagabend in einem digitalen Symposium der Bremischen Evangelischen Kirche. Es müsse „einen Vorteil für die geben, die sich klima- und naturschützend verhalten“.
Trotz immenser Herausforderungen im Kampf gegen die Klimaerwärmung gab sich die Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts optimistisch. „Hoffnung ist Bürgerpflicht“, betonte Boetius und ergänzte: „Wir können alle etwas tun.“ Doch die großen Fragen rund um den Klimaschutz seien nicht individuell zu lösen, das sei eine politische Aufgabe.
Wenn allerdings der Umstieg auf einen nachhaltigeren Lebensstil etwa hin zu erneuerbaren Energien teurer und nerviger sei als das Festhalten an alten Wegen, könne die Zukunft nicht gewonnen werden, warnte Boetius: „Wir müssen die Schalter so stellen, dass es leicht fällt, das Gute zu tun.“ Sie kritisierte auch Kirchenvertreter, die zu oft nur Verzicht predigten. Um Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen, sei ein Zukunftsbild gefragt, das dazu motiviere, beim Umbau mitzumachen.
Die Meeresforscherin stellte insbesondere die überragende Bedeutung der Ozeane unter anderem für den Klimaschutz heraus. Sie verteilten Wärme, produzierten Sauerstoff und absorbierten CO2. Und doch gebe es für das breite Leben in den Meeren weltweit keinen wirksamen Schutz. „Ozeane schützen heißt: Wir schützen uns“, betonte Boetius.