Oldenburger Bischof: EKD braucht wieder einen Friedensbeauftragten

Oldenburger Bischof: EKD braucht wieder einen Friedensbeauftragten
01.01.2022
epd
epd-Gespräch: Jörg Nielsen

Oldenburg (epd). Nach Ansicht des Oldenburger Bischofs Thomas Adomeit braucht die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) schnellstmöglich wieder einen Friedensbeauftragten. „Ich halte diese Aufgabe nicht nur für wichtig, sondern für lebensnotwendig“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dem Thema Frieden werde derzeit in Deutschland zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt - auch in den Kirchen. „Wir müssen dieses Thema hochhalten, ähnlich wie den Klimaschutz.“ Der bisherige Friedensbeauftragte Renke Brahms war im Herbst in den Ruhestand getreten.

In der gesellschaftlichen Debatte werde mittlerweile Gewalt als politisches Mittel wieder toleriert, kritisierte Adomeit. Die Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkrieges könne nicht mehr erzählen und warnen. „Gewalt ist keine Lösung. Das müssen wir als Kirche wieder deutlicher machen“, mahnte der Bischof.

Als Pazifist und Kriegsdienstverweigerer lehne er militärische Einsätze ab, sagte Adomeit. Beeindruckt habe ihn jedoch der Schriftsteller Navid Kermani. Der habe daran erinnert, dass die Gründung des Landes Niedersachsen aus einer ausländischen Militärintervention hervorgegangen und maßgeblich den Briten zu verdanken sei. Kermani habe an die deutsche Regierung appelliert, die Konflikte und Krisen in der Welt im Auge zu behalten und nach Lösungen zu suchen.

Wie wichtig diese Haltung sei, habe der Rückzug des Westens aus Afghanistan gezeigt, erläuterte Adomeit: „Wir haben dabei Schuld auf uns geladen.“ Es sei eine Aufgabe der Kirchen, sich zumindest bei der Frage der Ortskräfte klar zu positionieren: „Wir sollten die Menschen aufnehmen, die sich an unsere Seite in Afghanistan gestellt haben und deswegen jetzt verfolgt werden. Das halte ich nicht nur für eine Christenpflicht. Das halte ich für eine Pflicht unseres Landes.“

Sorge bereite ihm auch der schwelende Konflikt an der russisch-ukrainischen Grenze. „Ich halte diesen Konflikt für hochgefährlich, weil wir so wenig darüber wissen“, sagte er. Wichtig sei nun eine Persönlichkeit als Moderator oder Moderatorin, die von allen Seiten respektiert und anerkannt werde. „In dieser Rolle könnte ich mir unsere pensionierte Bundeskanzlerin Angela Merkel vorstellen.“

Der Bischof erinnerte an die geistliche Komponente beim Thema Frieden: Christen sollten das Gebet und die Fürbitte hochhalten. „Frieden ist ein so hohes Gut, dass ich glaube, allein guter Wille und menschliche Hände reichen dazu nicht.“ Das Gebet als Ansprache an Gott könne Menschen verändern und Herzen öffnen: „Das braucht es - glaube ich - um manchmal Schritte gehen zu können, ohne die nicht Frieden werden kann.“