Stetter-Karp: Reformen als Existenzfrage der katholischen Kirche

Stetter-Karp: Reformen als Existenzfrage der katholischen Kirche

Bonn, Köln (epd). Die Präsidentin des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sieht einen erheblichen Reformbedarf in der katholischen Kirche. Reform- und Kommunikationsverweigerung seien kein Weg in die Zukunft, sagte sie in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem Deutschlandfunk. Da es durchaus reformwillige Bischöfe gebe, setze sie ihre Hoffnung auf Änderung in den Synodalen Weg. Beim Synodalen Weg beraten Laien und Bischöfe gemeinsam über Reformen.

Unter anderem forderte Stetter-Karp unabhängige Verfahren zur Aufklärung von Missbrauchsfällen. In der Vollversammlung des Zentralkomitees sei „sehr spät erst ein Blick dafür entstanden, dass wir das nicht einfach den Bischöfen überlassen können“, sagte sie.

Auch aufgrund der nicht ausreichend aufgearbeiteten Fälle sexualisierter Gewalt distanzierten sich immer Menschen von der römisch-katholischen Kirche, erklärte Stetter-Karp. Es gebe „doch sehr, sehr viele und nicht etwa nur die Jungen, sondern eben auch in meiner Generation und auch in der mittleren Generation, die ihrer Kirche nicht mehr ausreichend trauen“. In der Vergangenheit habe sie leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung erlebt, die aus der Kirche ausgetreten seien. Die Situation sei „sehr kritisch“.

Für das Vergangene wolle sie keine Verantwortung übernehmen, betonte Stetter-Karp. „Ich kann nur die Verantwortung übernehmen ab dem Moment, ab dem ich gewählt bin.“ Deshalb warb die ZdK-Präsidentin dafür, eine Anfangschance im neuen Amt zu bekommen.

Die 65-jährige Stetter-Karp wurde Ende November zur ZdK-Präsidentin gewählt und ist damit die zweite Frau an der Spitze des Laiengremiums. Sie war lange in der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig und leitete dort zuletzt die Hauptabteilung Caritas im bischöflichen Ordinariat. Im September 2020 ging sie in den Ruhestand. Seit November 2020 ist sie auch Präsidentin des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.