Kiel (epd). Der Bildungsgrad von möglichen Zuwanderern nach Deutschland steigt einer neuen Studie zufolge kontinuierlich an. Dies zeige eine Analyse von Migrationsbewegungen für 137 Herkunftsländer, teilte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Donnerstag in Kiel mit. Demnach wird sich in den nächsten zehn Jahren der Anteil der Einreisewilligen mit einem hohen Bildungsabschluss verdoppeln. „Die Alterung der Erwerbsbevölkerung wird in Deutschland ein gravierendes Problem“, sagte der Migrationsforscher Tobias Heidland vom IfW. Die Bundesregierung könne dem effektiv entgegenwirken, wenn sie besser ausgebildeten Menschen die Einwanderung ermögliche.
Im Vergleich zu Nicht-EU-Ländern ist der Anteil der Migranten mit niedriger Bildung aus Herkunftsländern in der EU deutlich höher. Grund ist der bessere Arbeitsmarktzugang in Deutschland für Niedrigqualifizierte aus EU-Ländern. Da die niedriggebildete Bevölkerungsgruppe in Europa altert und weltweit das Migrationspotenzial von höher Gebildeten steigt, verbessert sich der Bildungsgrad des Migrationspotenzials nach Deutschland.
Selbst in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, die oft nur als Herkunftsländer niedrigqualifizierter Zuwanderung wahrgenommen würden, wachse die Zahl mittel- und hochgebildeter Menschen deutlich stärker als die niedriggebildeter, sagte Heidland. Voraussichtlich werde das Migrationspotenzial nach Deutschland in zehn Jahren unverändert zwischen 45 bis 50 Millionen Menschen liegen. Davon hätten 24 Millionen einen mittleren Bildungsabschluss. Die Gruppe mit einem hohen Bildungsabschluss verdoppele sich auf 15 Millionen, hieß es.
Im Normalfall entscheide sich der Großteil dieser potenziellen Migranten gegen einen Wegzug aus ihrem Herkunftsland. Viele Migranten blieben zudem nicht dauerhaft in Deutschland. Heidland forderte die Politik deshalb dazu auf, für die Attraktivität Deutschlands zu werben und die Arbeitsbedingungen von Migranten zu verbessern. Dazu gehöre eine Überarbeitung des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes. Dessen „unnötig restriktive Vorgaben“ hinsichtlich Qualifikation, Sprachkenntnissen und notwendiger finanzieller Rücklagen könnten gelockert werden, ergänzte Heidland.