Gießen (epd). Korallen können einer Gießener Studie zufolge Mikroplastik aus dem Meerwasser aufnehmen und es dauerhaft in ihr Kalkskelett einbauen. Sie trügen damit zur Reinigung des Meerwassers bei und könnten als Langzeitspeicher für Mikroplastik dienen, teilte die Universität Gießen mit. Korallen seien somit die ersten Organismen, die als lebende Senke für Mikroplastik im Meer entdeckt worden seien.
Laut den Schätzungen des Teams um die Gießener Korallenforscherin Jessica Reichert könnten die Tiere in Riffen weltweit bis zu 20.000 Tonnen Mikroplastik im Jahr binden. Das entspreche etwa einem Prozent des Mikroplastiks im Riffwasser.
Sie seien von den Ergebnissen überrascht gewesen, sagte Reichert am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viel Plastik eingelagert wird.“ Die Forscher haben laut Reichert vier Korallenarten in sechs Aquarien anderthalb Jahre lang beobachtet. Die Korallen in drei Aquarien hätten sie einer starken Mikroplastik-Belastung ausgesetzt. Gewebe- und Skelettanalysen hätten ergeben, dass die Tiere bis zu 84 Mikroplastikpartikel pro Kubikzentimeter in ihre Körper einlagern - vor allem im Skelett, aber auch im Gewebe.
Auch wenn weitere Forschungen notwendig seien, bedeute die Einlagerung von Plastik „auf jeden Fall nichts Gutes, nichts Natürliches“, sagte die Wissenschaftlerin. Korallen seien bereits stark vom Klimawandel bedroht. „Der Klimawandel ist ein großes Problem für die Korallen, und Mikroplastik kommt noch hinzu.“ Es sei unklar, welche langfristigen Folgen die Einlagerung von Mikroplastik für die Tiere haben werde.