Bonn (epd). Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat sich besorgt über die Situation von Christen in Vietnam geäußert. „In der vietnamesischen Verfassung sind zwar Grundrechte wie Presse- und Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Religions- und Glaubensfreiheit festgeschrieben. Diese Grundrechte sind jedoch durch staatliche Restriktionen und Sonderbefugnisse der Behörden deutlich eingeschränkt“, erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, der Augsburger Bischof Bertram Meier, am Mittwoch zur Vorstellung einer Arbeitshilfe.
Während Glaubensgemeinschaften in Städten wie Ho-Chi-Minh-Stadt oder Hanoi weniger unter staatlichen Repressionen zu leiden hätten, gebe es insbesondere in entlegenen Gegenden im Süden und Norden Vietnams erhebliche Diskriminierung durch die Behörden, fügte Meier hinzu: „Dazu gehören auch Auseinandersetzungen um kirchliches Eigentum an Grund und Boden. Die schlagartige Zerstörung und der Abriss von Kirchen und Klöstern sind immer wieder Teil der staatlichen Unterdrückung.“
Zudem werde die Arbeit katholischer Priester und Katechisten unter den von der vietnamesischen Regierung als separatistisch angesehenen indigenen Völkern behindert, hieß es weiter. So solle Meier zufolge die in den letzten Jahrzehnten fortgeschrittene Konversion von Indigenen zum Christentum aufgehalten werden. Auch Priester und Gläubige, die gegen die zunehmende Umweltverschmutzung protestierten oder sich gegen die stark verbreitete Korruption im Land zur Wehr setzten, würden von der Polizei belangt.
Meier würdigte den Beitrag der Kirche in Vietnam für das Gesundheits- und Bildungswesen des Landes. Dazu gehöre auch der beispielhafte Dienst der Kirche an der Seite der Menschen während der aktuellen vierten Welle der Corona-Pandemie in Vietnam: „Viele katholische Ordensfrauen und Priester betreuen freiwillig in Krankenhäusern Corona-Patienten und riskieren dabei oft selbst eine Ansteckung mit dem Virus.“
Die Veröffentlichung der Arbeitshilfe zur Situation der Christen in Vietnam ist Teil der jährlichen Initiative Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen. Mittelpunkt ist ein bundesweiter Gebetstag am 26. Dezember.