Oberlinhaus: Kollegin der Angeklagten sagt über Tatabend aus

Oberlinhaus: Kollegin der Angeklagten sagt über Tatabend aus

Potsdam (epd). Im Prozess vor dem Potsdamer Landgericht wegen der Tötung von vier Schwerstbehinderten im Potsdamer Oberlinhaus hat am Dienstag die Pflegerin ausgesagt, die am Tatabend mit der Angeklagten Dienst tat. Irma O. schilderte den Zustand von Ines R. in der gemeinsamen Schicht als normal. Eine Woche zuvor habe die Angeklagte sie gefragt, wie es ihr gehe, da sie traurig gewirkt habe, berichtete die 25-Jährige vor Gericht. Die 52-jährige Angeklagte muss sich wegen Mordes und weiterer Straftaten verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht von einer erheblich verminderten Schuldfähigkeit aus. (AZ: 21 Ks 6/21)

Erst als der Ehemann der Angeklagten Ines R. in der Station anrief, um zu erfahren, was in der Schicht vorgefallen sei, habe sie bemerkt, dass Ines R. die Station bereits verlassen hatte. Nach seinem zweiten Anruf habe sie in einem der Zimmer der Klienten nachgeschaut und eine Tote entdeckt.

Mit der Angeklagten sei sie in den acht Wochen der gemeinsamen Arbeit „nicht warm geworden“, weil Ines R. sie als „zu ruhig“ empfunden habe, sagte die examinierte Pflegerin. Wenige Tage vor der Tat habe die Angeklagte sie gefragt, ob sie ihr sympathisch sei. Auf die vage gehaltene Antwort habe sie nachgefragt, ob sie sie respektiere. Die scherzhaft gemeinte verneinende Antwort habe die Angeklagte offenbar nicht als ironisch verstanden, sagte Irma O. aus.

Die Gewalttat im Potsdamer Oberlinhaus Ende April sorgte deutschlandweit für Entsetzen. Zum Auftakt des Prozesses Ende Oktober berichtete die angeklagte langjährige Mitarbeiterin über ihre psychischen Beeinträchtigungen und Personalmangel in der diakonischen Einrichtung.