Münster (epd). Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat die Auflösung des katholischen Vereins „Totus Tuus Neuevangelisierung“ bestätigt. Genn wies einen Antrag des Vereins ab, das Dekret zu dessen Auflösung zurückzunehmen, wie das Bistum Münster am Freitag mitteilte. Genn hatte am 4. November in einem Dekret erklärt, dass die Gemeinschaft kein nach dem Kirchenrecht anerkannter kirchlicher Verein mehr sei und das mit seinem sektenähnlichen Charakter begründet. Genn begründete die Abweisung des Antrags damit, dass „eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen durch die Gemeinschaft Totus Tuus schweren Schaden genommen“ habe.
Es habe gravierende Missstände gegeben, die unter dem Begriff geistlicher Missbrauch zu fassen seien. Diese seien bei einer Visitation und im sich anschließenden Gesprächs- und Aufarbeitungsprozess benannt worden. In dem Dekret hatte Genn den Verantwortlichen von „Totus Tuus“ (lateinisch Ganz Dein) vorgeworfen, dass sie „nicht willens, bereit und in der Lage sind“, die erkannten gravierenden Missstände auch abzustellen.
Bei der Auflösung der Vereinigung handele es sich um eine Disziplinarmaßnahme, für die er als Bischof von Münster zuständig sei, erklärte Genn. Zwar könne er nicht den zivilrechtlichen, eingetragenen Verein auflösen. „Totus Tuus“ dürfe sich jedoch nicht länger als katholische Vereinigung bezeichnen. Zudem untersage er Mitarbeitenden im pastoralen Dienst des Bistums Münster die Mitgliedschaft und Mitwirkung in diesem Verein. Auch dulde er auf dem Gebiet des Bistums Münster keine Veranstaltungen und Aktivitäten des Vereins.
Genn hatte unter anderem als „schwerwiegende Mängel“ bezeichnet, dass Leitung und geistliche Begleitung in der Gemeinschaft nicht voneinander getrennt gewesen wären. Grenzverletzendes Verhalten oder Hinweise auf Straftaten seien jedoch nicht festgestellt worden. Ehemalige Mitglieder werfen der Gemeinschaft sektenartige Strukturen und geistlichen Missbrauch vor.
Das Bistum hatte 2017 eine Prüfung der Aktivitäten und Vereinsstruktur von „Totus Tuus“ eingeleitet, nachdem es Kritik von Kirchenmitgliedern an der Gemeinschaft gab. Auf eine erste Untersuchungsphase folgte für die Gemeinschaft ein fast zweijähriger begleiteter Gesprächs- und Aufarbeitungsprozess, der mit einem Abschlussbericht im November 2020 endete. „Totus Tuus“ war den Angaben zufolge im Bistum Münster als privater Verein von Gläubigen seit 2007 kirchlich anerkannt und deutschlandweit aktiv.