Berlin (epd). In der deutschen Bevölkerung hat die Sorge über soziale Ungleichheit während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Demnach stimmte vor vier Jahren etwa ein Drittel der Deutschen der Einschätzung besonders stark zu, dass die Einkommensunterschiede zu groß sind. 2020 brachte schon die Hälfte der Menschen ihre starke Zustimmung zu dieser Aussage zum Ausdruck.
Im Durchschnitt sind die Deutschen laut Studie zudem davon überzeugt, dass 51 Prozent des Gesamteinkommens an die Reichsten zehn Prozent geht. Mit dieser Wahrnehmung liegen sie im OECD-Mittel. Ferner sei die Auffassung weit verbreitet, dass die Bildung der Eltern für das Vorankommen der Kinder im Leben entscheidend ist.
Der durchschnittliche OECD-Bürger teilt solche Ansichten und ist der Meinung, dass nur vier von zehn armen Kindern es schaffen, der Armut im Erwachsenenalter zu entkommen. Etwa 80 Prozent der Personen, die die Einkommensunterschiede als zu groß empfinden, sieht die Regierung in der Verantwortung, dies zu ändern.
Auch eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung wird der Studie zufolge deutlich: Zwar denkt im OECD-Durchschnitt jeder Vierte, dass mehr als 70 Prozent des Gesamteinkommens an die zehn Prozent reichsten Haushalte geht. Aber ein weiteres Viertel der Menschen ist der Meinung, dass nur 30 Prozent des Gesamteinkommens den reichsten Haushalten zukommt. So gebe es auch unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Ungleichheit reduziert werden solle. Selbst Menschen mit vergleichbarem gesellschaftlichen Status seien sich uneins.
Zu den 30 Mitgliedsländern der OECD gehören neben EU-Ländern unter anderem Australien, Kanada, Japan, Korea, Mexiko, die Türkei und die Vereinigten Staaten.