Berlin (epd). Der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband (DHPV) hat angesichts weiter ansteigender Inzidenzzahlen vor einer erneuten Abschottung Sterbender in der Corona-Pandemie gewarnt. „Wir müssen regelmäßige Besuchsmöglichkeiten von Schwerstkranken und Sterbenden gewährleisten - egal in welcher Einrichtung, sei es zu Hause, sei es im Pflegeheim oder im Krankenhaus“, sagte der Verbandsvorsitzende Winfried Hardinghaus in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein würdevolles Sterben in Einsamkeit und ohne die Anteilnahme von Mitmenschen sei undenkbar.
„Die Kontaktbeschränkungen und die zum Teil über einen sehr langen Zeitraum währende Vereinzelung und Isolation war gerade für Ältere und Menschen mit Behinderung eine gravierende Belastung“, betonte der Berliner Internist und Palliativmediziner. Zu den besonders vulnerablen Gruppen gehörten aber auch kranke Kinder und Jugendliche.
Zudem müsse sichergestellt sein, „dass die Besuchenden geschützt sind und ausreichend Schutzmaterial zur Verfügung steht“, sagte Hardinghaus. „Und wir setzen uns dafür ein, dass auch die Begleitungen durch die ambulante Hospizarbeit und Palliativversorgung möglich bleiben“, fügte er hinzu.
Weiter plädierte Hardinghaus dafür, dass die sogenannten palliativmedizinischen Konsiliardienste in Krankenhäusern verpflichtend werden. Sie beraten Pflegende und Ärzte unter anderem zu Fragen der Schmerztherapie und psychosozialen Begleitung.
Dagegen lehnt der Mediziner eine mögliche Impfpflicht für Pflegekräfte ab: „Der Schuss kann nach hinten losgehen. Folge wäre eine Verschärfung des Pflegenotstandes.“ Die Pflegekräfte stünden aufgrund der angespannten Infektionslage bei der Betreuung ihrer Patienten bereits jetzt stark unter Druck, „sofern sie überhaupt noch arbeiten und nicht schon gekündigt haben“. Es gebe viel Stress und Unzufriedenheit. Eine Impfpflicht würde als weitere Repressalie aufgefasst, sagte der Vorsitzende des Verbands.