Glasgow (epd). Endspurt beim Weltklimagipfel im schottischen Glasgow: Nach zweiwöchigen Verhandlungen soll die UN-Konferenz am Freitag zum Abschluss kommen. Wie in vergangenen Jahren ist aber eine Verlängerung möglich, wenn sich die Delegierten in entscheidenden Punkten nicht einigen können. Am Donnerstag wurde auf dem Gipfel der Entwurf einer politischen Abschlusserklärung beraten. Eine überarbeitete Fassung des Papiers wird für die Nacht zu Freitag erwartet. Papst Franziskus drang in einem Schreiben an die schottischen Katholiken auf mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die Klimakrise.
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen sorgt unter anderem der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten für Zwist. Zu deren Bewältigung verlangen arme Länder einen institutionellen Rahmen, mit dessen Hilfe zusätzliche Gelder mobilisiert und bereitgestellt werden. Bislang enthält der Entwurf nur eine allgemeine Aufforderung an Staaten, Finanzinstitutionen und weitere Akteure, finanzielle Unterstützung bereitzustellen.
Der am Mittwoch vorgelegte erste Entwurf enthält auch das Ziel, die Mittel für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels mindestens zu verdoppeln. Kritisiert wird von den armen Ländern unter anderem, dass dazu kein Zeitrahmen angegeben ist. Auch benennt das Papier die Notwendigkeit, den Treibhausgasausstoß bis 2030 um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 zu drosseln, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Konkretisierung der nötigen Minderung gilt als wesentlicher Fortschritt.
Darüber hinaus stehen Beschlüsse zu den Umsetzungsregeln des Pariser Klimaabkommens an. Dazu zählen Berichtspflichten, Regeln für Emissionshandel und die Frage, auf welche einheitlichen Zeiträume sich die CO2-Reduktionsziele der Staaten beziehen sollen.
„Die Zeit läuft ab“, schrieb der Papst an Schottlands Katholiken in einem Brief, den der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte. In dem Schreiben heißt es, die „Gelegenheit darf nicht vertan werden, damit wir uns nicht dem Gericht Gottes stellen müssen, weil wir es versäumt haben, treue Verwalter der Welt zu sein, die er uns anvertraut hat“.
Am Mittwochabend hatte bei dem Gipfel eine Ankündigung von China und den USA zur verstärkten Zusammenarbeit beim Klimaschutz für eine Überraschung gesorgt. Wie der chinesische Klimabeauftragte Xie Zhenhua erläuterte, bekräftigen beide Seiten in einer bilateralen Erklärung das Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen. Man sei sich darin einig, dass dazu die Klimaschutzanstrengungen in den 2020er Jahren intensiviert werden müssten. Beide Länder erkennen laut Xie an, dass zwischen den bisherigen Zusagen zur CO2-Reduktion und den Pariser Zielen eine Lücke klafft.
Laut dem US-Klimagesandten John Kerry hatten Unterhändler beider Seiten seit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden im Februar in mehr als 30 Treffen die Erklärung erarbeitet. Sie sei ein Fahrplan zu einer besseren Zusammenarbeit in einem entscheidenden Jahrzehnt. Die Annäherung gilt als überraschend, unter anderem weil geopolitische Spannungen das Verhältnis beider Länder belasten.
Außerhalb der regulären Verhandlungsstränge hatte zudem die britische Konferenzpräsidentschaft in den vergangenen zwei Wochen zahlreiche Initiativen angestoßen, der sich Ländergruppen, Unternehmen und Institutionen anschlossen. Dazu zählen Erklärungen zum Stopp der Entwaldung, zum Kohleausstieg, zur Reduktion des Treibhausgases Methan und zur Abkehr von Verbrennungsmotoren